Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Zweiter Band. (2)

Straßburg (1885 bis 1894) 477 
Anheimstellen, seine Landsleute davon in Kenntnis zu setzen, genügte und 
war der Würde der deutschen Nation entsprechender als das Betteln um 
Beschickung der Berliner Ausstellung. Es macht einen geradezu peinlichen 
Eindruck, zu sehen, wie der Direktor der Berliner Akademie in seinem 
Briefe an Herrn Detaille die Bedeutung der französischen Kunst hervor- 
hebt und die Künstler durch den Hinweis auf die Aufnahme, die sie finden 
würden, zu bestimmen sucht, „de vouloir bien accepter notre invitation. 
Herr Detaille verweist nun ganz höflich Herrn von Werner an den Bot- 
schafter und erinnert daran, daß der Direktor der schönen Künste in Paris 
das geeignete Organ sei, die nötigen Schritte bei den französischen Künstlern 
zu tun. In gleicher Weise antwortet Herr Bouguereau, an den sich 
Herr von Werner ebenfalls gewandt hatte. Nun richtet Herr von Werner 
ein Schreiben an den französischen Botschafter und empfiehlt ihm die 
Bildung eines Komitees von Künstlern in Paris, welches die Sache in 
die Hand nehmen müßte. Herr Herbette antwortet höflich, daß seine 
Regierung zwar nicht offiziell eingreifen könne, sich aber freuen würde, 
wenn die französischen Künstler der Einladung Folge gäben. Inzwischen 
geht der Skandal in Paris los, die Beschickung der Berliner Ausstellung 
wird als Landesverrat gebrandmarkt und die Künstler, Herr Detaille an 
der Spitze, ziehen sich scheu zurück. 1) Nun hätte man erwarten sollen, 
daß damit dem internationalen Kunstenthusiasmus des Herrn von Werner 
ein Dämpfer aufgesetzt worden wäre und er den französischen Künstlern 
trocken das Berliner „Na, denn nich, lieber Mann!“" zurufen werde. 
Statt dessen telegraphiert Herr von Werner dem Maler Detaille den 
Ausdruck seiner „profonde tristesse“ und fragte noch, ob sich etwa die 
Berliner Künstler den französischen gegenüber etwas hätten zu schulden 
kommen lassen! In seiner Antwort beruhigt Herr Detaille den König- 
lichen Direktor der Akademie in bezug auf diese Besorgnis und bringt 
demselben in Erinnerung, daß es sich um patriotische, achtungswürdige 
Gefühle gehandelt habe. Am Schlusse der Korrespondenz findet sich dann 
noch ein unsers Erachtens sehr überflüssiger Brief des Herrn von Werner 
an einen Herrn Dumaresgq, in welchem er wiederholt seinem Schmerz Aus- 
druck gibt und die Einladung nach wie vor aufrechterhält. Was sagt 
dazu der neu gegründete Allgemeine Deutsche Verein, der es sich zur 
Aufgabe stellt, „das Gewissen in allgemein deutscher Hinsicht zu schärfen 
  
1) Vom 18. bis 27. Februar hielt sich die Kaiserin Friedrich in Paris auf. 
Am 24. Februar protestierte eine boulangistische Volksversammlung in Paris gegen 
die Anwesenheit der Kaiserin Friedrich und gegen die Beteiligung französischer 
Künstler an der Berliner Ausstellung. Am 26. Februar veröffentlichte Detaille 
sein Schreiben, durch welches er die Beteiligung an der Berliner Ausstellung 
ablehnte.
	        
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