Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Zweiter Band. (2)

Im Reichstage (1870 bis 1874) 73 
erwähnen. Er meinte, es sei gut, das Publikum durch solche Anträge, 
wenn sie von der Regierung ausgingen, nicht zu überraschen, sondern 
durch die Presse vorbereiten zu lassen. Ob der Rat befolgt werden kann, 
hängt von dem Entschluß ab, den Eure Exzellenz fassen werden. Denn 
es scheint mir, daß dieser Rat nur auf die Eventualität Bezug hat, daß 
der Antrag von seiten des Bundesrats eingebracht wird. 
Ich weiß nicht, ob ich den Intentionen Eurer Exzellenz entsprechend 
gehandelt habe. Jedenfalls scheint mir, daß in der Sache nichts ver- 
dorben ist. 
Weiteren gütigen Mitteilungen entgegensehend, habe ich die Ehre 
zu sein u. s. w. 
Journal. 
Berlin, 30. November 1871. 
Ungefähr Mitte des Monats wurde in den Fraktionen die Frage 
zuerst besprochen, ob man auf den Gedanken der bayrischen Regierung 
eingehen und einen Gesetzentwurf vorschlagen wolle, um den politischen 
Predigten der katholischen Geistlichen entgegenzutreten. Ich gab die Sache, 
da ich selbst nichts damit zu tun haben wollte, an Barth, der sie ver- 
breitete. Nun wurde eine Versammlung von Delegierten verschiedener 
Fraktionen veranstaltet, die mich zum Vorsitzenden wählte. Hier erörterte 
Fischer zunächst die Sache. Löwe sprach sich dagegen aus, erklärte aber, 
wenn alle dafür wären, würde er sich auch nicht ausschließen. Er erkennt 
die politische Bedeutung der Sache an, es widerstrebt ihm und der Fort- 
schrittspartei aber, gerade in dieser Weise die ultramontane Frage zur 
Sprache zu bringen. 
Bennigsen hielt es für nötig, einen Schritt zu tun, um die Ultra- 
montanen aus ihrer defensiven Stellung herauszubringen. Eine andre 
Gelegenheit lasse sich jetzt nicht mehr finden. Die Rücksicht auf den Süden 
sei ebenfalls maßgebend. 
Miquel glaubt, ein Schlag gegen die Ultramontanen sei nötig, aber 
er dürfe nicht geschehen, wenn nicht alle liberalen Parteien darüber einig 
seien. Unter diesen Voraussetzungen sage er ja. Die Bayern kämen mit 
einer Bitte um Schutz. Das müsse das Reich ergreifen und sie nicht 
abweisen. 
Bamberger verspricht sich keinen großen Erfolg davon, wenn aber die 
Bayern es für nötig hielten, so sei er nicht dagegen. 
Hörmann hätte auch lieber einen andern Weg gewünscht; doch werde 
eine Kundgebung des Reichstags die liberalen Parteien in Bayern stärken. 
Forckenbeck sagt, der Kampf mit den Jesuiten sei eine Machtfrage. 
Seit 1870 sei er nicht ohne Glück geführt. Die ultramontane Partei
	        
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