184 Gilhausen — Giroverkehr.
Gilhausen, Ludwig, war Rechtskonsulent und Geheimer Rath des Grafen
zu Solms, Fnach 1642. Bekannt durch seinen Arbor judiciaria civilis, Francof.
1604, 1612, 1621; Colon. 1620 (als Proc. absolutissimus tam civilis quam cri-
minalis, Francof. 1626, 1642, 1662, 1694). Ein Ercerpt aus Nic. Vigellü
Constitt. Carolinae ist Arbor judiciaria criminalis, Francof. 1606, Colon. 1642.
Lit.: Wächter, Gemeines Recht Deutschlands, on Derselbe, Beilagen, 1877
S. 131. — Henke, Gesch. d. Deutschen peinl. Rechts, II. 149. — Herm. Müller in d.
Allg Deutsch. Biogr. IX. 171—173. Teichmann.
Gillis, Aegidius, Petrus (nicht zu verwechseln mit dem Französischen
Juristen und Humanisten Petrus Gillius von Albi, 6 1490, 1555), 5 zu
Antwerpen um 1484, F 1533. Er bekleidete seit 1510 das Amt eines Stadt-
schreibers in seiner Vaterstadt, war Schüler und intimer Freund von Erasmus, auch
Freund von Morus, der ihm die Utopia widmete, von Cornelius Agrippa, von
Dirck Martens und vielen anderen hervorragenden Gelehrten und Humanisten.
Er wirkte bei der Herausgabe verschiedener Werke literarischen und philosophischen In-
halts mit, und gab auch eigene literarische und folgende juristische und politische Schriften
heraus: Summae sive Argumenta legum diversorum imperatorum ed corpore divi Theo-
dosiani praeterea Cai et Julii Pauli Sententiis nunc primum diligentissime excussa,
(aesarei juris studiosis utilitatem allatura non mediocrem, ex vetustissimo archetypo,
Löwen, Martens 1517. Das ist die sogenannte Epitome Aegidü. — Enchiridion principis
ac magistri Christiani s. Praeceptiones ad docendos Principes ac Magistratus, Köln 1541.
Lit.: Sweert. — Foppens. — Savigny, VI. 59, 10. — Grässe, VI. 569. —
Britz, Mémoires Ccouronnés de I’Académie royale de Belgique, XX.’60, 61 und Messager
des sciences et des arts, 1864. Rivier.
Giphanius (van Giffen), Hubert, 5 1534 zu Buren in Geldern, Cal-
vinist, dozirte in Straßburg Philosophie und trat zu den Lutheranern über, lehrte
sodann in Altdorf (Universität der Reichsstadt Nürnberg) Jurisprudenz, ward später
wieder katholisch und 1590 Professor in Ingolstadt; 1599 kaiserlicher Kanzler in
Prag, k 1609. Er war ebenso fromm als den Jesuiten feind. Seine reiche literarische
Thätigkeit betraf neben dem Römischen Rechte auch die klassische Literatur.
Schriften (auf dem Gebiete des Rechts): Comment. in Institut. libros IV, 1606. —
Comment. de Imperatore Justiniano, 1591. — Oeconomia Juris methodica, 1606 (öfter auf-
gelegt! — Disputatio de actionibus Emti et Venditi, 1591. — Comment. in lustitutiones,
ße jure feudorum disp., 1611. — Tractatus de Renunciationibus, 1605. — Comment. in
tit. f. de Regul. Juris, 1606, 1607. — Comment. in titulos Digestorum et Codicis, 1606.—
Comm. ad. C. 6, 33 de D. Adriani Ed. toll., 1605. — Antinomiae Juris feudalis etc.,
1606. — Antinomiae Juris civilis, 1605. — Practicum Juris exercitium a Collegis Juris-
consultorum Ingolst. institutum. — Disp. de Magis, Veneficis, Maleficis etc. — Expl.
diffic. et celebr. Legum, 1615. — Disp. diffc. mater. Juris, 1595. — Lecturae Altorfinae
in aliquot Titt. Dig. et Cod., 1605. — De remediüs juris et renunciationibus, 1608.—
Tract. XI. de ord. judic., 1628 (öfter aufgelegt).
Lit.: Zeidler, Vitae profess. Altorf., Tom. I. p. 37. — Prantl, Gesch. d. L. M.=
Univers., 1872, Bd. I. S. 417 ff.; Bd. II. S. 346 ff., 498. Bezold.
Giroverkehr, ein Geschäftszweig der meisten öffentlichen Banken. Das Wesent-
liche desselben besteht darin, daß die Bank einem Kreise (Giro) von Personen (oder
Firmen) auf Grund von Einlagen (früher ausschließlich in Edelmetall, oft in
Barrenform, heutzutage in baarem Gelde überhaupt und in sonstigen allgemein gang-
baren Zahlungsmitteln) Konten eröffnet und durch Ab= und Zuschreibung auf
diesen Konten Zahlungen unter den Betheiligten vermittelt. Die Grundlage ist also
ein (irreguläres) Depositum, an welches sich eine mannigfaltige Geschäftsbesorgung
knüpft, z. B. Inkasso von Wechseln unter Gutschrift der eingegangenen Beträge,
Leistung von Zahlungen auch an Dritte (nach stattgefundener Domizilirung und
Avisirung). Die Bank bezieht dafür in der Regel keine Vergütung (Provision),
sondern findet die Gegenleistung in der Benutzung der Guthaben und pflegt daher
darauf zu halten, daß die Konteninhaber regelmäßig eine den Bemühungen der Bank