Gravina — Grenzscheidungsklage. 197
Gravina, Gian Vincenzo, G 18. I. 1664 in Calabrien, Professor an der
Sapienza in Rom, J 1718.
Er schrieb: Origines jur. civ. seu de ortu et progressu jur. civ., Napoli 1701; c. an-
nott. Mascovii, Lips. 1737, 1835; Venet. 1739, 1758 (deutsch v. Weise, Hamb. 1798).
Lit.: And. Serrai, De vita et scriptis J. Vinc. Gravinae, Rom. 1758. — Rivier,
63, 551. — Sclopis, I. 566. — Morpurgo, Roma e la Sapienza, Roma 1879 p. 41. —
Dupin, Prof. d'avocat, II. n. 73, 464, 465. — Nuova Antologia, 1874 u. 1880 p. 780.—
Delle dottrine fllosofiche e civili di G. V. Gravina per F. Balsano, Cosenza 1880.
Teichmann.
Greenleaf, Simon, & 5. XlI. 1783 zu Newburyport, 1833 Prof. of Law
in Cambridge, trat 1848 zurück, ## 6. X. 1853 zu Cambridge.
Schriften: Treatise on the law of Evidence, 13 ed. by May, Boston 1877. — BRe-
marks on the Exclusion of Atheists as Witnesses. — Examination of tbe Testimony of
the Four Evangelists by the Rules of Evidence adm. in the Courts of Justice, with an
Account of the Trial of Jesus, by John Pickering, 1847. — Testamentary Counsels and
Hints. — Overruled, Denied and Doubled Decisions and Dicta, 1840. — Cruise's Digest
of the Law of Real Property, 1849. "6“
Lit.: Drake, Dict. of American Biography, 1879 p. 383. — Best's Grundzüge des
Engl. Beweisrechts, Heidelb. 1851, S. XX ., Kll# — Bonnier, Traité des preuves, (4)
1873, I. p. 3. (Spanische Uebers. v. José Vicente y Caravantés, Madrid 184 I. 7.)
eichmann.
Gregorius Tolosanus, 5 um 1540 zu Toulouse, Professor zu Cahors,
Toulouse, Pont-da-Mousson, von wo er wegen Anfeindung seitens der Jefsuiten sich
nach St. Michel wandte, die sich bei seiner Rückkehr dorthin erneuerten, F 1617.
Schriften= Syntagma jur. univ., Lugd. 1582, 1587; Francof. 1591, 1599, 1611;
Genev. 1623, 1639. — Comm. et annot. in Decret. prooem. de Ssumma trinitate, Lund.
1592. — De republica libri sex et viginti, Lugd. 1586; Pontimussani 1596 u. ö. — O. O.
ad jus pontif. spectantia, Lugd. 1612; Genev. 1622; Francof. 1623.
Lit.: Jugler, IV. 64—75. — Schulte, Lehrb., (3) 113. — Rivier, 501. — Walter,
Naturrecht, §5 536. — Recueil de P’Acad. de Toulouse XXV. p. XIX. — Schulte, Gesch.,
III. a S. 566. Teichmann.
Grenzscheidungsklage, actio finium regundorum, ist das schon aus den
zwölf Tafeln stammende Rechtsmittel, durch welches die Grenzen zwischen zwei
Grundstücken entweder gegen Anfechtungen bestätigt oder im Falle der Unauffindbar=
keit neu bestimmt werden. Das ältere Recht unterschied zwischen einer controversia
de fine, d. h. einem Streit über den durch die zwölf Tafeln und die ler Mamilia
festgesetzten, fünf Fuß breiten Grenzsaum, und einer controversia de loco, d. i. einem
darüber hinausgehenden Streit. Ueber den ersteren entschied ein Sachverständiger
(agrimensor) schlechthin nach technischen Grundsätzen, daher auch ohne Rücksicht auf
Ersitzung; über den letzteren ein iudes unter Berathung von Sachverständigen nach
Rechtsregeln. Nach Aufhebung der alten Gerichtsverfassung erstreckte Valentinian
(I. 4 C. Th. fin. reg. 2, 26) die freiere Behandlung der Streitigkeit um den
Grenzrain auf die actio finium regundorum überhaupt, und Justinian (I. I. 5, 6 C.
eod. 3, 36) bestätigte dies, indem er ausdrücklich dabei nicht die zehn-, sondern
nur die dreißigjährige Verjährung für anwendbar erklärte. Auch Richter ist jetzt
natürlich in allen Fällen der judex ordinarius und nicht mehr ein Sachverständiger.
Hiernach gilt jetzt folgendes einheitliche Recht: Voraussetzung der Klage sind zwei
unmittelbar an einander stoßende Grundstücke (nicht Gebäude), deren Grenzen streitig
oder zweifelhaft sind (I. 2 pr.; 1. 4 § 10; 1.I. 5, 6 D. fin. reg. 10, 1). Berechtigt
zur Anstellung ist nicht blos der Eigenthümer, sondern auch der Emphyteut, Super-
fiziar, Nutznießer und Pfandgläubiger, deren Rechtserfolg dem Eigenthümer zu gute
kommt (1. 4 §§ 5, 8, 9 D. eod.). Der Klageantrag ist prinzipaliter auf Her-
stellung der wahren Grenze zu richten; insofern heißt es, die Klage sei pro vindi-
catione rei (sog. actio fin. reg. dualiftcata; 1. 1 D. eod.). Eventuell muß das
streitige Stück vom Richter als gemeinschaftlich behandelt und getheilt werden; in
dieser Anwendung ist die Klage reine Theilungsklage (sog. actio fin. reg. simplex);