Full text: Rechtslexikon. Zweiter Band. Gad - Otto. (2.2)

Handelsgesellschaft. 255 
verpflichtet, die rückständige Einlage bis zu dem Betrage, welcher zur Deckung seines 
Antheils am Verluste erforderlich ist, in die Konkursmasse einzuzahlen (Art. 258, 
Abs. 2). Um Kollusionen unter den Gesellschaftern zum Nachtheil Dritter zu be- 
seitigen, steht den Konkursgläubigern neben der actio Pauliana die Befugniß zu, die 
innerhalb eines Jahres vor der Konkurseröffnung an den stillen Gesellschafter in 
Folge der Auflösung des Gesellschaftsverhältnisses oder aus einem anderen Grunde 
gemachte Rückzahlung oder den vollständigen oder theilweisen Erlaß der Einlage an- 
zufechten, sofern der stille Gesellschafter nicht beweist, daß der Konkurs in Umständen 
seinen Grund hat, welche erst nach dem Zeitpunkt der Auflösung, der Zurückzahlung 
oder des Erlasses eingetreten sind (Art. 259). . 
Eine weitere Haftung übernimmt der stille Gesellschafter in folgenden Fällen: 
1) Wenn sein Name in der Firma des Komplementars enthalten ist, haftet 
er den Gläubigern der Gesellschaft persönlich und solidarisch (Art. 257). Die Frage, 
ob diese Haftung auch dann eintritt, wenn der stille Gesellschafter keine Kenntniß 
davon hatte, daß sein Name in der Firma enthalten sei, muß nach dem Wortlaut 
und der Geschichte des citirten Artikels bejaht werden (dafür Thöl, dagegen 
v. Hahn, Goldschmidt, unbestimmt ROS. Entsch. Bd. XXIII. S. 55). 
2) Wenn durch ihn oder mit seinem Willen das Vorhandensein einer stillen 
Gesellschaft kund gemacht ist, so haftet er Dritten Personen nach allgemeinen Rechts- 
grundsätzen (Art. 260). In der Regel wird in derartigen Kundmachungen, ins- 
besondere wenn sie in solenner Form abgegeben sind, ein Kreditauftrag liegen. Der- 
selbe verliert seine Wirkungen ebenfalls nach allgemeinen Rechtsgrundsätzen, daher 
nicht schon durch die bloße Thatsache der Auflösung der Gesellschaft, sondern erst 
durch die Kenntniß seitens des Dritten. 
IV. Die Auflösung der stillen Gesellschaft erfolgt wesentlich aus denselben 
Gründen, wie die der offenen H. und der Kommanditgesellschaft, nur daß ein Kon- 
kurs über das Vermögen der stillen Gesellschaft undenkbar ist, und daß die Auf- 
lösungsgründe des Art. 123, welche in der Person eines Gesellschafters ihren Grund 
haben, sich lediglich auf den Inhaber des Handelsgewerbes, nicht auch auf den stillen 
Gesellschafter beziehen. Der Konkurs über das Vermögen des stillen Gesellschafters 
bewirkt indessen ebenfalls die Auflösung (Art. 261, 262). Die Liquidation, d. h. 
die Abwickelung der noch schwebenden Geschäfte, besorgt der Inhaber des Handels- 
gewerbes, welcher die Forderungen des stillen Gesellschafters in Geld zu berichtigen 
hat (Art. 265). 
Gsgb. u. Lit.: Allg. D. HGB. Art. 85—270.— Nürnberger Protokolle, insbesondere S. 154 ff., 
287 ff., 976 ff., 1030 ff., 1077 ff., 1133 ff., 1156 ff., 4519 ff., 4546 ff., 4632, 5144 ff. — Code 
de commerce liv. I. tit. III. art. 18—64. — Code civil liv. III. tit. IX. art. 1832— 1873.— 
Französische Gesetze vom 17. Juli 1856, 30. Mai 1857, 6. Mai 1863. 23. Mai 1863, 24. Juli 
1867. — Englische Gesellschaftsacte von 1862, 1867. — Belgisches Gesetz v. 18. Mai 1873.— 
Vgl. von der älteren Lit. insbesondere: Benevutus Straccha, Tractatus de mercatura 
seu de mercatore, 1558, S. 138 ff. — Marquard, Tractatus de iure mercatorum et com- 
merciorum singulari, 1662, S. 299 ff. — Bachoff ab Echt: De eo duod iustum est circa 
Ccommercia inter gentes ac praecipue de origine et iustitia istarum mercatoriarum maiorum, 
duae octroyirte Kompagnieen appellari solent, Jenae 1733. — Schwabe, De colonüs mer- 
catorum in Germania et praecipue in Saxonia, Lipsiae 1781. — Siemers, De collegls 
mercatorum, Jenae 1739. — Engau, De societate mercatoria oder von der Kompagnie= 
handlung, Jenae 1761. — Gaudlitz, De juribus et obligationibus sociorum societatis 
Particularis imprimis mercatoriae erga extraneos quae oriuntur ex conventionibus cum bis 
Iinitis durante societate, Lipsiae 1834. — Lehrbücher des H. N. von Endemann, Gad, 
Wächter, Thöl, Brinkmann. — Kommentare zum A. D. HGB. von v. Hahn, Ma- 
kower, v. Kräwel, Keyßner, Koch, Anschütz und v. Völderndorff, Puchelt, 
Kowalzig. — Treitschke, Die Lehre von der unbeschränkt obligatorischen Gewerbegesell- 
schaft und von Kommanditen, 1844. — Auerbach, Das Gesellschaftswesen, 1861. — Ende- 
mann, Die Entwicklung der H., 1872; Derselbe, Studien in der römisch-kanon. Wirth- 
schafts- und Rechtslehre, 1874. — Strey, Das Deutsche H.R., 1873. — Dahn, Handels- 
rechtliche Vorträge, 1875. — Renaud, Ueber die H. — Lastig, Entwickelungswege und 
Quellen des H. R. — Gierke, Das Deutsche Genossenschaftsrecht. — Lastig, Fick in der
	        
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