Ususfructus — Vacca. 1003
Seite des Gebrauchs zum Inhalt des Rechts gemacht ist (Puchta, § 180 d;
Brinz, § 195, 13 ff.; Windscheid, § 202, 2).
Die heutige Anwendbarkeit des U., vielfach besprochen und z. B. von v. Sa-
vigny (Vom Beruf unserer Zeit für Gesetzgebung, 100, 101) geleugnet, wird
neuerdings doch ziemlich allgemein anerkannt (Arndts, § 182, 4; Bechmann,
§ 14); als Anwendungsfälle lassen sich das Institut der Dienstwohnungen, der
„Winkelsitz“ der Austrägler auf dem Lande, der „Wittwensitz“ beim Adel, wol auch
der Kirchenstuhl anführen. Auch haben die modernen Gesetzgebungen durchgehends
den U. in dem gemeinrechtlichen Sinne rezipirt (Oesterr. Allg. BSG. 88 504—8;
Sächs. BGB. S§ 637, 639, 640, 642, 643; v. Roth, Bayer. Civilr., II. § 160,
7. 17; Zachariä-Puchelt, Franz. Civilr., II. § 232), und zwar entsprechend
der Auffassung der älteren Theorie, welche für das Wesentliche im U. die Beschrän-
kung des Gebrauchs auf das Bedürfniß des Berechtigten hielt. Selbst das auf die
perfsönliche Nothdurft „eingeschränkte Nutzungsrecht“ des Preußischen Allg. LR.
(Dernburg, Preuß. Privatr., I. § 288, 4 ff.) ist nichts anderes, als der gemein-
rechtliche U., wenn ihm das LR. auch keinen besonderen Namen giebt. Die Un-
übertragbarkeit des Gebrauchsrechts ist in allen diesen Landesrechten anerkannt, ebenso
finden sich gelegentlich (z. B. im Sächs. BGB. § 639 hinsichtlich des U. aedium)
besondere Interpretationen des Rechtsinhalts für einzelne Fälle, wie im Röm. Recht.
Quellen: I. 2,5; D. 7,8 de usu et habitatione; D. 33,2 de usu — per legatum vel
fideicommissum datis.
Lit.: Thibaut, Versuche, I. Nr. 3. — v. Scheurl, De usus et fructus discrimine,
Erlang. 1846; Derselbe, Zeitschrift für geschichtliche Rechtswissenschaft, XV. 199 ff. —
Bechmann, Ueber den Inhalt der Personalservitut des U., 1861. — Lehrb. d. Pand.:
Arndts, § 182; Böcking II., § 167; Brinz, 2. Aufl., § 195; Göschen, II. § 297;
⁊
Keller, I. § 173; Puchta, § 180; Seuffert, I. 8 171; v. Bangerow.- I. 348;
Windscheid, I. 8 207. J. Merkel.
Ususfructus, s. Nießbrauch.
V.
Vacarius, gewöhnlich Magister Vacarius genannt, war Lombarde von
Geburt, gründete die Schule des Röm. Rechts in Oxford, hielt (1149—70) Vor-
lesungen mit großem Zulauf.
Er schrieb auf Anregung armer Scholaren das Werk in 9 Büchern: Liber ex universo
enucleato jure exceptus et P#operibus praesertim destinatus (1149).
Lit.: v. Savigny, III. 476, 477, 488a; IV. 411—430. — Wenck, Magieter Vacarius,
TLips. 1820; Derselbe, Opuscula acad., ed. Stieber, Lips. 1834, p. 453—494. —
Stölzel, Die Lehre von der operis novi nuntiatio und dem interdictum quod vi aut clam,
Gött. 1865; Derselbe in der Zeitschrift für Rechtsgeschichte, VI. 234—68. — Gunder-
mann, Richteramt und Advokatur in England, München 1870, S. 48. — Reeves, Hast.
of the English law (ed. Finlason) 1869, vol. I. p. 104, 116. — Stubbs, Constitutional
Historyr of England, Oxford 1880 (Library Edition), I. 556. — Rivier, Iontrod. historique,
1881 p. 571. Teichmann,
Vacca, Giufeppe, 3 6. VII. 1808 zu Neapel, wurde 1843 Rath am Appell-
hofe, 1848 ins Justizministerium berufen, floh nach Toskana, später General-
prokurator am Kassationshofe in Neapel, 1864 Justizminister, in welcher Stellung
er die wichtigen Relationen über die neuen Codici erstattete, zum Senator ernannt,
6. VIII. 1876 zu Capodimonte.
Lit.: Necrologia in Giornale delle Leggi, anno 7 Nr. 34 (24 agosto 1876). — DLa
Mantia, Storia della legislazione di Sicilia, Vol. II. (1874) 381 gg. Teichmann.