Vertragsverletzung. 1103
Dritten als Folge hieraus oder nebenher entstehen lassen (vgl. das Erk. d. ROHG.
vom 3. Januar 1873), und auch solche, welche eine Acceptationserklärung des Dritten
zum Rechtserwerb fordern. Ueberhaupt ist auch in den Fällen der (echten) V. z. G. D.
die konkrete Willensmeinung der Parteien zu untersuchen und danach die Wirkung
des Vertrags zu bestimmen (s. Gareis a. a. O. § 68). Ueber die Voraussetzung
des Rechtserwerbs des Dritten im Einzelnen herrscht noch viel Streit. Interessante
Beispiele an V. z. G. D. bieten die Lebensversicherungen, der Leibrentenvertrag, die
bäuerliche oder städtische Gutsübergabe mit Vereinbarung zu Gunsten Dritter, Erb-
verträge, einzelne Fälle der Schuldübernahme, namentlich Miethfortsetzungsverträge
und Hypothekenschuldübernahme 2c.
Lit.: v. Savigny, Obl.Recht, II. § 59. — v. Vangerow, Pand., § 608, Anm. —
Arndts, Pand., § 246, Anm. — v. Wächter, Handbuch d. i. Königr. Württemberg gelt.
Privatrechts, Bd. II. § 88, 2. — J. A. Seuffert, Pand. (4. Aufl. von E. A. Seufferg),
#§ 278.— v. Gerber, Deutsches Privatrecht, § 159 Nr. 3. — Pfeiffer, Ztschr. f. Deutsches
Privatrecht, Bd. IX. S. 440 ff. — Strippelmann, Neue SCammlung bemerkensw. Entsch.
des Opp.Ger. zu Kassel, Th. V. I. Abth. S. 1 ff. — Buchka, Die Lehre von der Stell-
vertretung bei Eingehung von Verträgen, insbes. S. 187 ff. — Brinz, Krit. Blätter civil.
Inhalts, S. 37 ff.; Derselbe, Pand., §§ 374, 375. — Beseler, Die Lehre von den Erb-
verträgen, Deutsches Privatrecht, 1., 2 u. 3. Aufl. — Busch, Doktrin u. Praxis über die Gültig-
keit der V. z. G. Dr., in Beilage zum Archiv für civ. Praxis, Bd. XLIII., auch separat. —
Bähr, Jahrb. für Dogmatik d. h. R. u. D. Privatrechts, Bd. VI. Nr. III. N. 131
Plattner, Arch. für civil. Praxis, Bd. L. S. 105 ff., 212 ff., insbesondere 220 ff. —
Windscheid, Pand., § 316. — Unger, Die V. z. G. Dr., in Jahrb. f. Dogm., Bd. X. S.
1—109. — Regelsberger, Krit. V.J.Schr. f. GG. und Rechtswissenschaft, Bd. XI. S.
558 ff. — Carl Gareis, Die V. z. G. Dr. (Würzburg, Stuber 1873). — (Hierüber
Stobbe in Goldschmidtt's Zeitschrift f. d. ges. H.N., XIX. S. 300 ff. — Pfaff in
Grünhut's Zeitschr. für Privatrecht u. öffentl. Recht I. S. 212 ff. — Behrend in seiner
und Dahn's Zeitschrift f. d. Deutsche Ges.-Geb., Bd. VIII. S. 187 ff.). — Ueber die Oesterr.
Rechtsprechung ist nachzutragen: Glaser und Unger, Sammlung der civilrechtl. Entschei-
dungen des k. k. obersten Gerichtshofes, insbes. Erk. Nr. 324, 404, 423, 721, 747, 988, 1193,
1693, 2131 u. a., vgl. Pfaff a. a. O., S. 218 ff. — Heinrich Siegel, Das Versprechen d.
Verpflichtungsgrundes im heutigen Recht, Berlin, Vahlen 1873, insbes. S. 142 ff. —
(Hierüber Unger in Grünhut's Zeitschrift für das Privat= und öffentl. Recht, I. S.
insbes. S. 373. — Behrend in seiner u. Dahn's Zeitschrift f. die Deutsche Ges.-Geb., Bd.
VIII. S. 187 ff. — Gareis, ebenda, S. 180 ff. u. Franz Hofmann, Die Entstehungs-
gründe der Obligation, Wien 1874.) — Gareis, H. R., S. 290. — Stobbe, Handbuch
des Deutschen Privatrechts, Bd. III. 1878 § 172 und die dabei angegeb. Lit. — Ferner
J. P Moltzer, De overeenkomst ten behoeve van derden, Amsterdam 1877. — Entsch.
des Reichsger., Bd. I. S. 188, 378; Bd. II. S. 54, 272. — Die ältere Lit. s. Gareis,
V. z. G. Dr., n. 15—27, ebenda §§ 40—48: die Partikularrechte und Rechtsprechung, und
§§ 51—68: die Detailkonstruktion.
Gareis.
Vertragsverletzung, strafbare. Während V. in der Regel nur Civil=
klagen zur Folge haben, kommen einige Fälle vor, bei denen dies nicht für aus-
reichend erachtet, sondern außerdem noch Strafe angedroht ist. Die Frage, für
welche Fälle Strafe anzuwenden ist, ist „eine reine Frage der sozialen Politik“, die
bei den verschiedenen Völkern und zu verschiedenen Zeiten nicht immer gleichmäßig
beantwortet ist, faßt sich aber in die Maxime zusammen: „Strafe überall da, wo
die Gesellschaft ohne sie nicht auskommen kann“ (vgl. v. Ihering, Zweck im
Recht, Bd. I. 1877] S. 474 ff.).
Im Deutschen Strafrecht werden heutzutage folgende Vertragsverletzungen
mit Strafe bedroht:
1) Entlaufen mit der Heuer (§8 298 des Rötraf GB.). Zum That-
bestande dieses Vergehens, welches das RStraf GGB. als strafbaren Eigennutz
auffaßt, gehört a) als Subjekt eine zur Schiffsmannschaft gehörige Person mit
Ausnahme des Schiffers (Führer des Schiffes, Schiffskapitän). Der Schiffsmann-
schaft stehen gleich die auf einem Schiffe als Maschinisten, Aufwärter oder in anderer
Eigenschaft angestellten Personen (anderer Meinung: Meves in v. Holtzendorff's