Full text: Rechtslexikon. Dritter Band. Zweite Hälfte. Stolgebühren - Zypaeus. (2.3.2)

Stolgebühren — Stollnhieb. 799 
Stolgebühren (jura stolae) (Th. I. S. 656), d. h. bestimmte Gebühren, 
welche sowol in der katholischen wie in der protestantischen Kirche seitens der gewisse 
Amtshandlungen vom Geistlichen beanspruchenden Personen für die Verrichtung der- 
selben zu zahlen sind. Der Ausdruck ist hergenommen von einem Theil der priester- 
lichen Kleidung des katholischen Geistlichen, der sog. stola, d. h. einer schmalen, mit 
Kreuzen geschmückten Binde, welche um die Schulter gelegt wird, und deren Enden 
vorne bald herabhängen, bald übereinander gekreuzt werden. Die Amtshandlungen, 
für welche dergleichen, näher durch die partikulären Stolordnungen bestimmte 
Gebühren entrichtet werden, sind vor Allem Aufgebot, Trauung, Taufe und Be- 
gräbniß. Das Recht auf die S. steht für die Regel dem Pfarrer (s. diesen Art.) 
zu, und da auch oft die Angehörigen anderer Konfessionen, namentlich die sog. 
Difsidenten, dem Pfarrzwang unterworfen sind (s. Th. I. S. 690), so kann auch ein 
Anspruch auf S. gegen die Mitglieder anderer Religionsparteien vorkommen. In 
Folge der Einführung einer besonderen staatlichen Civilstandsregisterführung und 
der obligatorischen Civilehe durch das Reichsgesetz vom 6. Febr. 1875, sowie der 
dadurch geschmälerten Stolgebühren-Einnahmen der Geistlichen sind in einer Reihe 
evangelischer Landeskirchen dieselben unter anderweitiger Entschädigung der Bezugs- 
berechtigten für solche geistliche Handlungen, welche in der regelmäßigen Form und 
an der regelmäßigen Stelle beansorcht= werden, aufgehoben worden. 
Quellen: RAsich personenstandgset, 74. — Gesetze und Verordnungen, welche die S. 
aufheben: Braunschweig vom 31. Mai 1871, Dove und Friedberg, Zeitschr. f. Kirchen- 
recht X. 466. — Hannover vom 16. Juni 1875, Allgem. Kirchenbl. für das vangelische 
Deutschland von 1875 S. 563 und von 1876 S. 561.— Lübeck vom 1. Dez. 1875, a. a. 
Jahrg. 1876 S. 226. — S.-Meiningen vom 21. Dez. 1875, Samml. der 52ds. 
259. — Reuß ä. L. vom 29. Dez 1875, Allgem. Kirchenbl. von 1876 S. 206. — Schwarz- 
burg-Rudolstadt vom 21. Dezbr. 1875, a. a. O. S. 310. — Anhalt vom 24. März 
1875, a. a. O. S. 432 und dazu Jahrg. 1877 S. 159. — Mecklenburg- Schwerin vom 
13. März 1876, a. a. O. Jahrg. 1877 S. 126, und vom 3. Atober 1877, a. a. O. Jahrg 
1877 S 253. — Königreid Sachsen vom 2. Dezbr. 1876, a. a. O. Jahrg. 1876 S. 4# 
und S. 162 (auch hrg. 1878 S. 132, 133, 137, 141, 114, 196). — Oldenburg vom 
17. März 1877, a. a. O. Jahrg. 1877 S. 464. — Württemberg. (blos die Gebühren für 
Eheverkündigungen) vom 18. Juni 1873 a. a. O. Jahrg. 1879 S. 606. — Mecklenburg- 
Strelitz vom 21. Juni 1879, a. a. O. Jahrg. 1879 . 553, 555. — S.-Weimar vom 
21. Januar 1879, a. a. O. S. 563. 
Lit.: Grellmann, Kurze Geschichte der S. 2c., Gött. 1785. — Ge. Peter Stelzer, 
De juribus stolae, Altorf. 1700.— Tittmann, Ueber die Fixirung der S., Leipz. 1831.— 
Zeitschr. für Protestantismus 71, 197. P. Hinschius. 
Stollnhieb ist das Recht des Erbstöllners (s. den Art. Erbstollnrecht), 
die in den Grenzen des Stollns brechenden Erze und Mineralien zu gewinnen und 
in seinen Nutzen zu verwenden (Preuß. LR. II. 16 § 405). Im unverliehenen 
Felde steht der S. gemeinrechtlich (anders nach Preuß. LR. § 229) nicht blos 
innerhalb der vorschriftsmäßigen Ouerschnittsdimensionen des Stollens, sondern auch 
in der Vierung (3½ Lachter zu jeder Seite) zu, im verliehenen Fundgrübnerfelde 
dagegen überall nur innerhalb der Stollenweie. Doch ist der Stöllner, wenn er 
letzterenfalls auf flachen Gängen mit seinem Orte fortfährt, nicht verbunden, S. nach 
der Tonnlage des Ganges zu nehmen, sondern er darf ihn seiger gewinnen; ebenso 
darf er, wenn der Gang zu flach fällt, um die vorgeschriebene Höhe und Breite des 
Stollnorts einbringen zu können, letzteres nach dem Gange richten und innerhalb 
desselben den S. nehmen (Kursächf. Stollnordn. vom 1749 Art. 3 88§ 2, 3; aber 
noch Art. 17 § 2). Theilt der Stöllner seinen Stolln im Fundgrübnerfelde in 
Flügelörter, so darf er nur von einem der letzteren die Erze zum S. gewinnen 
(Art. 14 § 2; Preuß. LR. § 406). Hat aber die Grube mehr als ein Tiesstes und 
können die Wasser durch ein Stollnort nicht zugleich den übrigen Tiefsten abgeführt 
und weiter gebracht werden, so gebührt dem Stöllner der S. auch von den übrigen 
Tiefsten getriebenen Oertern (LR. § 408). In jedem Falle aber kann der S. im ver- 
liehenen Felde nur ausgeübt werden, wenn der Stolln die Erbteufe ohne Gesprenge ein- 
 
	        
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