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Dänemark.
Bundeslande gleichartige politische Stellung zu geben, würde, wie eine trau-
rige und kostspielige Erfahrung gelehrt hat, gegen das Bestehen des dänischen
Staats gerichtet sein. Aber, Ew. Maj.! das ganze öffentliche Leben ihres
getreuen Volkes wird stets der Unterbrechung ausgesetzt und von einer gedeih-
lichen Entwickelung abgeschnitten sein, so lange es nicht gelingt, das unab-
hängige dänische Reich gegen hemmende und störende Einwirkungen der Bun-
desgewalt, welcher die deutschen Herzogthümer untergeben sind, zu sichern.
Mit Befriedigung haben wir daher seiner Zeit gehört, wie die Regierung
Ew. Maj. in der Antwort auf die Eingabe von 71,000 dänischen Männern
sich zu der Ueberzeugung bekannte, daß das Verhältniß Holsteins nun so
geordnet werden müsse, daß Ew. Maj. Ihre Bundespflichten als Herzog von
Holstein erfüllen können, ohne daß die Unabhängigkeit der anderen Landes-
theile gekränkt werde. Zwei Jahre sind nun bald verflossen, seitdem diese Ueber-
zeugung ausgesprochen wurde, aber noch ist kein wirksamer Schritt zu ihrer
Ausführung gethan. Wir verkennen keineswegs die Schwierigkeit der Verhält-
nisse, aber wir glauben nicht, daß dieselbe durch Warten verringert wird.
Und in keinem Falle kann es geduldet werden, daß die schwebende Stellung
Holsteins eine in immer weiterem Umfange benutzte Veranlassung zu fremder
Einmischung in die inneren Angelegenheiten des dänischen Kronlandes Schles-
wigs abgebe. Allergnädigster König! Wir kennen nur eine Politik, die wir
aus vollem Herzen und mit bereitem Willen unterstützen können, und welcher
sich das dänische Volk mit unerschütterlichem Vertrauen anschließen wird, wenn
sie mit Festigkeit und Tüchtigkeit verfolgt wird. Es ist die Politik, die darauf
hinausgeht, unser constitutionelles Leben, nicht minder auf dem gemeinsamen,
als auß dem besondern Gebiete, zu wahren und zu entwickeln, unsere natio-
nale und politische Selbständigkeit aufrecht zu erhalten und zu schützen, die
Verbindung zwischen den unzertrennlichen Theilen des Reiches
Dänemark zu kräftigen und zu befestigen. Für eine solche Politik ist das
dänische Volk jetzt wie vor 15 Jahren bereit jedes Opfer zu bringen, und
nur von dieser Politik können wir hossen, daß sie Anklang und Unterstützung
im ganzen Norden finden werde.“
27. Jan. Schluß des dänischen Reichstages.
29.
„ Der König lehnt die Adresse des dänischen Landsthings bez.
Schleswig und Holstein ab, weil diese Angelegenheit zur Competenz
des Reichsrathes, aber nicht des Reichstages gehörten, obwohl er
den loyalen und patriotischen Geist nicht verkenne, aus dem die
Adresse hervorgegangen sei.
18. Febr. (Holstein.) Die holsteinische Ständeversammlung beschließt
einstimmig eine Adresse über die Beschwerden des Landes an
den König-Herzog zu richten. Der k. Landtagscommissär verweigert
jedoch die Annahme, weil darin auch die schleswig'sche Frage be-
rührt wird. (s. Dtschld.)
7. März. (Holstein.) Die holsteinische Ständeversammlung beschließt,
28.
sich beschwerend an die deutsche Bundesversammlung zu
wenden.
v Resolution einer Volksversammlung im Casino von Kopen-
hagen gegen jede Gesammtstaatsverfassung, für Aufrechthaltung und
Entwickelung der constitutionellen Gemeinschaft Dänemark-Schles-
wigs und für Ausscheidung Holsteins: