Arnkel 32. Thunen. 139
Is. Jahrhunderte so sehr priesen, erwiderte: „Dieselben Wirkungen bringen
überall dieselben Folgen hervor, die Menschen bleiben im Wesentlichen unler
ähnlichen Bedingungen sich immer ähnlich"; die große Menge in London,
in Paris und in Auerika ist heute noch keine andere, ols es die große Menge
in Athen und in Rom war. Meine Herren! Niemand von Ihnen, davon
halte ich mich ganz öberzeugt, auf welchen Bänken er auch in diesem Hause
siven möge, wünscht für sein Deutsches Vaterland Französische oder Ameri-
kanische Zostände herbei; nun dann, so helsen Sie auch dam, daß wir vor
auch nur ähnlichen Zuständen in der Zukunft bewahrt bleiben, und be-
schließen Sie, daß die künftigen Abgeordneten der Reichstage, so lange wir
das allgemeine Wahlrecht haben, keine Dläten bekommen sollen. (Bravok!
rechts.) Das wird das einzige Mittel noch sein, dieser Versammlung die
Würde, den Patriotismus zu bewahren, (Oh! Ohkl linke) dessen sie sehr
bedlirfen wird. Das wird nach meiner festen Ueberzeugung das einzige jetzt
noch Übrig bleibende Mittel sein, um die innere Staatsordnung unseres
Norddeutschen Bundesstaates, zu dessen Gründung wlr hierher gekommen
sind, zu erhalten, um die Grundlage dieses Staates auf einen unerschütter-
lichen Felsen zu stellen. (Bravokl rechts.) Und, meine Herren, nur dann,
wenn es Ihnen gelingen wird, diesen Staat in seinem Innern auf gesunde
seste Grundlagen zu stellen, dann werden wir auch frohen Muthes allen
Gesahren entgegensehen und allen Stürmen trotzen ko#nen, die uns von
Außen bedrohen werden. Dann werden auch wir die stolzen Worte des
Britischen Dichters auf unseren Deutschen Bundesstaat aunwenden können:
Es komme eine gauze Welt in Waffen, nichts bringt uns Noth und Neu, —
bleibt Preußen, Deutschland nur sich selber tren! Meine Herren, ich bitte
Sie dringend, nehmen Sie den Artikel 29 an, wie er in dem Gesetzeutwurse
steht! (Bravo! rechts.)
von Thünen (Bötzom Rühn-Dargun rc. in Mecklenburg Schwerin).“)
Die Besorgnisse, die der Herr Vorredner hier in Betreff der Folgen
des allgemeinen Wahlrechts ausgesprochen hat, glaube ich, sind doch zu
broß dargestellt, und ich werde versuchen, zur Widerlegung die Conse-
quenzen zu zichen, die gerade daraus entstehen werden, wenn die Diäten
versagt werden. Bleibt der Artikel 29 von Bestand, wonach keinerlei Be-
soldung oder Vergütung den Mitgliedern des Reichstages zugestanden wird,
so werden dadurch den Abgcordneten sehr ungleiche Steuern auf-
gelegt. Die in Berlin selbst wohnenden haben weniger Opser zu
bringen, die aber außerhalb wohnenden haben um so größere zu brin-
gen, als sie entsernter wohnen. Davon wird die Folge sein, daß viele
von denjenigen, welche die Wähler vorzugsweise mit ihrem Vertrauen be-
ehren, durch die sie ihre Interessen und ihre Ansichten im Reichstage ver-
St. Ber. S. 470.