Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band II (2)

Artkc 32. Twesten. 159 
#westen.“') Meine Herren! Deu Zweck des vom Abgeordueten Windthorft 
gestellten Antrags würden wir meines Erachtens auch dadurch erreichen, wenn 
wir den Artikel 29 des Versassungsentwurfs einfach streichen; (Sehr richtig!) 
dann würde von selbst die Entscheidung der Frage der künftigen Gesetzge- 
bung überlassen bleiben. Ich muß gestehen, ineine Herren, als der Herr 
Gras Bismarck vorhin erklärte, daß die Sache der künftigen Gesetzgebung 
überlassen werden könne, da glaubte ich auch, der Herr Präsident der 
Zundescommissarien sei der Ansicht, der Artikel 29 solle gestrichen 
werden, und ich muß gestehen, ich wäre nicht abgeneigt gewesen auf 
einen solchen Vergleichsvorschlag einzugehen. (Heiterkeit.) Da der 
Herr Gras Biemarck diese Ansicht aber zu meinem Bedauern rectificirt 
hat, ist es nothwendig, heute einen Beschluß darüber zu sassen, ob 
Diäten oder ob keine. Und in der einen Begiehung muß ich auch sagen, 
scheint es mir unbedingt zweckmäßiger, daß wir jetzt eine Entschei- 
dung trefsen; denn wir stehen osfenbar der Frage vollkommen 
unbesangen gegenÜber. Für unsere Person kann Niemand sagen, 
daß wir uns selbst Dläten votirt hätten, und ich bin überzeugt, so 
gut wie heute von den „Dreithalermännern“" gesprachen wurde, wllrde 
in einem nächsten Reichstage geltend gemacht werden: die Herren, die dafür 
stimmten, votirten sich selber Di#ten. Aus diesem Grunde scheint es 
mir allerdings auch zweckmäßiger, daß wir heute schon zu einer 
Entscheidung lommen. Ueber diese Entscheidung nun bin ich für meine 
Person In keiner Weise zweiselhaft. Ich halte es für unumgänglich noth- 
wendig, daß den Mitgliedern des künftigen Reichstages Diäten ausgesetzt 
werden. ZIch bemerke ausdrücklich: als das Wahlgesetz für diesen Reichs- 
tag in das Preußische Abgeordnetenhaus eingebracht wurde, da 
hat die Preußische Staatsregierung gar keine materiellen Gründe über die 
Frage ob Diäten oder nicht, angegeben. Als das Wahlgesetz einge- 
bracht wurde, er klärte der Herr Ministerpräsident sich nicht 
grundsätzlich gegen die Diäten, sondern sagte, er wünsche nur 
nicht, daß die Frage des Parlamentes an dem Diätenartikel schei- 
tern möge. Das war auch der Grund, warum ich damals als Rese- 
rent sowohl in der Commission als im Plenum mich dagegen erklärte, 
etwas über die Diäten in das Wahlgesetz auszunehmen. Der 
Herr Ministerpräsident setzte wörtlich hinzu: „Die Entschei- 
dung der Frage gehört meines Erachtens mehr in dae Deutsche 
Parlament.“ Er verwies also selbst auf die Entschekdung des Reichstages, 
und ich denke daher, wie diese Eutscheidung sallen werde, so wird sie in kei- 
ner Weise ein Hinderniß bilden können, ob die Versassung zustandekommt 
oder nicht. Ich deuke, an dieser Frage wird weder nach der einen, noch 
nach der anderen Richtung die Versassung des Norddeutschen Bundee scheitern. 
  
) Et. Bet. S. 477.
	        
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