Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band II (2)

Artikel 33—40. Brann (Heref.) 173 
bestimmte Hoffnung: es werden, daran ist nicht zu zweifeln, Gesetzesvorlogen 
kommen, welche den Zweck haben, durch Erhöhung einzelner Zölle oder Ab- 
haben finanzielle Mehreräge zu erzielen. Es werden aber oauch gleichzeitig 
Borlagen kommen, durch Herabsetzung oder Beseitigung einzelner Zölle die 
übrigen ertragreicher zu machen. Unter allen Verhältnissen und bei jeder 
solchen Vorlage wird es Aufgabe der Vertretung des Volkes fein, dafür zu 
sorgen, dah im Ganzen eine Erleichterung der Lasten des Volkes aus den 
jedesmaligen Reformen und Veränderungen der Steuergesetzgebung hervor- 
gehe und daß die hauptsächlichste Sicherheit künftiger Mehrerträge darin ge- 
sucht werde, daß durch Erleichterung des Verkehrs und Vereinfachung des 
Tariss die übrigen Quellen der indirecten Besteuerung reichlicher fließend ge- 
macht werden. Auf diesem Wege, scheiut mir, wird sich eine Reihe von 
Compromissen erbffnen, die dahin führt, daß die Einnahmen auf immer we- 
niger Zollsätze zurlckgeführt werden und eine Reihe von Abgaben, welche 
wenig Ertrag geben und mehr den Verkehr hindern, als den Finanzminister 
fördern, eine Reihe von Abgaben endlich, welche die Consumenten befteuern, 
ihren Ertrag aber nicht in die Hände der Finanzverwaltung, sondern der 
bevorzugten Producenteninteressen führen, aufgehoben wird, und daß durch 
Aushebung dieser Tarifsätze unser Zollsystem auf immer weniger Positionen 
nrückgeführt wird. Und wenn dies der Fall sein wird, meine Herren, daun 
wird auch der Zeitpunkt kommen, wo denjenigen Theilen des Gebietes, welche 
jeht noch einen Zollausschluß sich vorbehalten, um ihren Antheil am Welt- 
verkehr zu behaupten, felbst es vortheilhoft erscheinen wird, mit in das ge- 
melnsame Recht einzutreten. 
traun (Herefeld). ) Meine Herreu! Da wir jetzt in denjenigen Ab- 
schnitt des Entwurfes, welcher die wirthschaftlichen Angelegenheiten des Bun- 
des ordnen soll, eintreten, so erloube ich mir, einige Worte über diesen Thell 
des Verfassungsentwurfes hier vorzutragen. Ich glaube, versichern zu 
können, daß in ganz Deutschland dieser wirthschaftliche Theil des 
Berfasfungsentwurfes mit großer Freude begrüßt worden ist. 
Wenn hier und da in der Presse Mißbilligung über diese Bestimmungen 
gehört worden ist, so bedaure ich, daß Blätter, die eine nationale Firma 
tragen, sich dazu herbelgelassen haben, den wirthschaftlichen Theil des Ent- 
wurfs herunterzuziehen. Ich meinestheils kann nur constatiren, daß 
gerade die Bestimmungen dieser Theile der Verfassung des Nord- 
deutschen Bundes durchaus die Billigung von dem größten Theile 
Deutschlands erfahren haben, daoß sie besonders ein Mittel sein 
werden, die Süddeutschen Staaten alsbald zu uns heranzuziehen. 
Wenn man bedenkt, doh ein gemeinsames Bürgerrecht, ein einheitliches Zoll- 
und Handelsgebiet, ein einheitliches Verfahren in der Anlegung und dem 
) Ei. Ver. S. 491.
	        
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