Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band II (2)

Artitel 24. Orumbrecht 181 
worden und die der Herr Abgeordnete Michaelis andeutete, dann, meine 
Herren, wird die Frage anders liegen. Für den Augenblick aber ist mit 
unserem jetzigen Zolltaris ein Großhandel und ein Handel wie ihn Hamburg 
führt, nicht vereinbar. Wenn ich immer nur von Hamburg spreche, so thue 
ich das absichtlich, denn ich weiß sehr wohl, daß die Stadt Lübeck in anderen 
Verhältnissen steht; ebenso ist die Sache hinsichtlich Bremens keineswegs so“ 
unzweiselhaft wie hinsichtlich Hamburgs, das zeigen auch die früheren Er- 
fahrungen, und daß man eine Zeit lang in Bremen sehr eisrig die Frage 
diecutirte, ob man sich dem Zollverein anschließen sollte. Jetzt liegt die 
Sache freilich etwas anders. Gründe dafür anzugeben, erachte ich nicht für 
nöthig. Ich halte die Sache im Bremischen wie im Deutschen Interesse 
für den Augenblick so liegend, daß Bremen einstweilen Freihasen bleiben 
muß. Was aber speciell Haimburg anlangt, so kann man schon aus einem 
allgemeinen Gesichtspunkte folgern, daß es sich dort empfiehlt, den jetzigen 
Zastand beizubehalten; denn was ist ein Freihasen, meine Herren? In 
der That doch nichts anderes, ale ein großes Entrepot, wie man es in 
Handelsstädten haben muß, die dem Zollverbande des Landes angeschlossen 
find. Weshalb soll man nun dasselbe System, was man in London mit 
Erfolg angewendet hat, nicht auch auf die Hansestädte selbst als große 
Entrepots anwenden; weshalb sollen wir diese zwingen, Millionen auszu- 
geben, um sich besondere große Entrepots zu bauen und andere Millionen 
Eigenthum, die großen Privatlager, werthlos zu machen? Dae scheint mir 
nicht zweckmäßig. Wenn man nun sagt: wie London innerhalb der Zoll- 
linie viel größer geworden ist, so wird auch Hamburg einer anderen Zukunst 
entgegen gehen, wenn es eingeschlossen wird in den Zollverein, so muß ich 
bemerken, daß die Verhältnisse doch sehr verschieden sind. An die Größe des 
Handels von London reicht ja natürlich Hamburg nicht im Entserntesten. 
London, welches ein Weltmarkt ist — meine Herren, ich bitte zu beachten, 
daß Hamburg auch mehr oder doch ebenso sehr Marktplatz wie Handelestadt 
ist, was zwei verschiedene Dinge sind — ich sage, Loudon ist allerdings ein 
Weltmarkt von der größten Ausdehnung, aber doch nur in einzelnen Artikeln, 
die sich allerdings in den Entrepots niederlegen lassen und von dort ver- 
sendet werden können. Hamburg aber ist gewissermaßen ein kleinerer Welt- 
markt und daher gezwungen, sein jetziges Verhältniß beizubehalten. In 
Hamburg assortirt sich der Dekailhändler, der kleinere Großhändler aus dem 
ganzen Rorden und aus anderen Theilen von Deutschland in den dortigen 
Lagern; er will aber nicht einen Artikel, wie z. B. Kaffee oder anderc, 
kausen, er will mit allen Artikeln sein Lager complettiren und geht daher 
von einem Händler zum andern, um sich in deren Lägern das Ersorderliche 
auszusuchen. Ein solches Versahren, meine Herren, ist mit einem Entrepot- 
system schwer vereinbar, es ist das durchaus unausführbar, und ich glaube 
daher, daß wir alle Ursache haben, uns damit einverstanden zu erklären, daß 
Hamburg vorläufig Freihasen bleibt. Es mag sein, meine Herren, daß,
	        
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