Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band II (2)

Artikel 34. Wiggers. B. 183 
nothwendig im Interesse der Hansestädte wäre, die jetzige Stellung zu 
conservdiren. Ich glaube aber nicht, dab dlese Nothwendigkeit vor- 
liegt. Ich beabsichiige nicht, den Gegenstand erschöpfend zu behandeln. Es 
cxistirt über denselben eine große Literatur. Wir haben gestern noch ver- 
schiedene Broschliren darllber bekommen, leider zu spät, daß es kaum mög- 
lich gewesen ist, sie noch anzusehen. Der Gegenstand erfordert ein sehr großes 
Studium, um sich ein sicheres Urtheil zu bilden. So weit ich mir aber ein 
Urtheil gebildet habe, bin ich zu der Ueberzeugung gekommen, dah doch die 
wichtigsten Bedenken dagegen stehen, daß den Hansestädten die Freihafen= 
qualität bewilligt wird. In der Bevölkerung selbst sind, wie schon ange- 
führt ist, darüber die Ansichten getheilt. In Hamburg sowie in Bremen 
ist man darüber verschliedener Ausicht. In Läbeck ist es die Majorität der 
Handelskammer, welche sich im Allgemeinen für den Anschluß erklärt hat. 
Schon früher haben die Gewerbtreibenden in Bremen, als damals der Kampf 
der Zunftfreunde und der Anhünger der Gewerbefreihelt entbrannte, sich für 
den sofortigen Anschluß an den Zollverein erklärt. Sie haben gesagt: wenn 
die Gewerbefreiheit eingeführt wird, ohne daß wir uns sofort dem Zollverein 
anschließen, so sind wir ruinirt, denn die Folge wird sein, dah wir von 
Außen die Concurrenz zu bestehen haben, und wenn der Zollvereln uns ab- 
schlieht, unsere Waaren nicht hineinkommen können. Es ist sogar vor eini- 
gen Jahren vorgekommen, dab ein Stadttheil von Bremen den Anschluß 
begehrt hat, so daH Bremen in zwei Thelle dadurch zerrissen wäre. Augen- 
blicklich steht die Sache so, dah in den Hansestädten der Kampf der Parteien 
gegen einander auf das Heftigste entbrannt ist. In Hamburg hat sich ein 
besonderer Berein gebildet für den sofortigen Anschluß. Die Hamburgische 
Commerzdeputation hat sich gegen denselben erklärt. In Bremen werden 
die alten Zunftfreunde noch jetzt für den sofortigen Anschluß sein. Dagegen 
scheint sich in Lübeck die Majorität für den sofortigen Anschluß auszusprechen. 
Auf der einen Seite stehen die Detaillisten, die Gewerbetreibenden, dielenigen 
Kaufleute, die den zollvereinsländischen Handel besorgen, und dann die große 
Industrie, — das sind nämlich diejenlgen, die den sofortigen Anschluß verlangen. 
Auf der andern Seite stehen die großen Kaufleute, die den internationalen 
Zwischenhandel betreiben. Dieselben find dafÜr, daß die bieherige freie 
Handelestellung conservirt bleibt. Die ersteren, meine Herren, wünschen 
natürlich ein erwettertes Absatzgebiet. Die Verschmelzung des Steuervereins 
mit dem Zollverein hat schon damals den eben genannten Detaillisten u. s. w. 
einen großen Schaden gebracht. Sie haben ein großes Absatzgebiet in Han- 
nover und Oldenburg verloren. Jetzt steht ihnen noch bevor, dah wenn sie 
sich nicht dem Zollverein anschlleßen, sie ein großes Absatzgebiet in Mecklen- 
burg und den Elbherzogthlimern verlieren werden. Meine Herren, der Handel, 
den Hamburg bisher gchabt hat nach Mecklenburg und den Elbherzogthümern, 
der geht durch den Anschluß dieser Länder an den Zollverein vollständig ver- 
loren. Man hat allerdinge gesagt von Seiten der Anhünger des Freihafens,
	        
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