Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band II (2)

Ar#kel 34. Wiggere-B. 185 
Marseille einen Freihafen gehabt (und hat ihn noch), und doch find von 
dort Petitionen dringender Art ausgegangen, worin gebeten wird, daß Mar- 
seile sich dem internationalen Verkehr anschließen dürse. Ferner haben wir 
die Erfahrung mit Triest gemacht, wo der Werth der Eln= und Ausfuhr 
täzlich zurückgegangen ist. Die Freihafenqualität also hat Triest nichts ge- 
nutzt. Es scheinen also keine zwingende Gründe vorzuliegen, die Privilegien 
für die Hansestädte zu conserviren, und dieselben aus dem Organiemus des 
nationalen Berkehrs auszuscheiden. Aber, meine Herren, es kommen hierbei 
nicht blos die Interessen der Hansestädte in Betracht, sondern auch die allge- 
meinen Zollvereins. Interessen, und aus Rücksicht darauf darf man meiner 
Ansicht nach den Hansestädten nicht den Zeitpunkt überlassen, wann sie dem 
Zollvereine sich anschließen wollen. Freilich stellen sich immer die Vertreter 
der Freihafeninteressen als Frcthändler hin. Das ist aber nicht richtig, son- 
dern die Herren, die das wollen, sind die reinen Monopolisten, sie wollen 
ein Monopol, ein Privileg für sich in Anspruch nehmen. Und so viel ist 
doch gewiß, daß ein Monopol darans hervorgeht für die Hausestädte, in so- 
fern als es dann unmöglich ist für die Ubrigen Seestädte, den Hansestädten 
in Bezug auf den internationalen Zwischenhandel und auch in Be#ug auf 
den Import Concurrenz zu machen. Meine Herren, die Hansestädte sind 
bevorzugt, denn die Ubrigen Nord= und Ostseestädte können mit den Hanse- 
städten nicht concurriren, wenn ihnen die Erleichterung sehlt, welche den 
Hansestädten durch das Freihasenprioilegium gewährt ist. Dann bitte ich zu 
erwägen, ob nicht die Dentsche Industrie dadurch geschädigt wird, daß ein- 
mal der Absatz an die reiche Beoölkerung in den Hansestädten England re- 
seroirt bleibt, und daß England in den Hansestädten sich ein- Freidepot er- 
hält. Ja, meine Herren, es kommen in dieser Beziehung sehr wichtige Eng- 
lische Interessen in Betracht, und es fragt sich, ob wir es der Deutschen 
Industrie gegenliber verantworten können, in solcher unzulässigen Weise die 
Englischen, statt die Deutschen Interessen zu beglinstigen. Sodann, meine 
Herren, leidet die Deutsche Industrie großen Schaden. Dies wird dadurch 
bestätigt, daß, wie ich so eben gehört, aus Chemnitz Petitionen angekommen 
find, welche sich gegen die Freihäsen erklären. Meine Herren, der Export 
hängt in vielfacher Beziehung von dem inneren Handel ab. Wenn die 
Hansestädte den inneren Handel mit zollvereinsländischen Waaren, nicht allein 
den, welchen sie jetzt haben, sich conserviren, sondern ihn dadurch noch mehr 
erweitern, daß sie dem Zolloerein beitreten, so würden dort viel größere 
Lager von gollvereinsländischen Waaren aufgehäuft werden. Jetzt, meine 
Herren, stehen sie im Begriff. daß sie diesen inneren Handel vollständig ver- 
lieren, sobald Mecklenburg und die Elbherzogthümer sich anschließen, und der 
Beitritt zum Zollverein würde die Folge haben, daß Hamburg, welches die 
nalürliche Vermittlerin zwischen den verschiedenen Punkten des Zolloereins 
mit Waaren ist, — daß eben dann ein großartiger Verkehr mit zollvereins- 
ländischen Waaren sich entwickeln würde. Nun, meine Herren, ist bekannt,
	        
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