Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band II (2)

Artikel 34. Evans. 191 
wenn diese großen mächtigen Elemente fehlten — Sie können unfere große 
Handelsftellung mit einem Federstrich vernichten — aber viele Dinte um- 
soast verschreiben, und doch nicht das Werk wieder aufrichten, das Jahr- 
wunderte lang Mühe und Ausdauer gekostet hat. (Bravol) 
Cva#s aus Sachsen (Ehrenfriedersdorf. Wolkenstein 2c.)..) Geehrtr 
Herren, der Vortrag des letzten Redners hat uns gewiß alle sehr inter- 
esfrt. Er hat uns eine Masse Material vorgeführt, die wir, die Hand 
auf's Herz gelegt, kaum zu bewältigen wissen. Ich verkenne gewiß die 
Gründe, die er vorgebracht hat, die Wichtigkeit des Freihafen- 
systems in unsern Hansestädten nicht; aber es sind — namentlich 
beziehr ich mich auf die Aeußerungen des Abgrordneten Wiggers (Berlin) — 
auch sehr wichtige Gründe gegen die Freihafenstellung vorhanden. 
Wir haben gewiß alle die Verpflichtung, auch das Interesse unferer Hanfe- 
städte zu wahren, soweit es uns möglich ist, und soweit es nicht den Inter- 
essen des großen gemeinsamen Vaterlandes entgegen ist. Gehen Sie von 
diesem Gesichtspunkte aus, meine Herren, und ich bitte Sie — und ich be- 
siche mich in der Hauptsache auf das bereits von auderer Seitr gelieferte 
Material, da es nicht meine Absicht ist, Ihre gütige Zuwendung durch einen 
längeren Vortrag zu verscherzen — fassen Sie Alles ins Auge! Dann wer- 
den Sie wenigstens zugeben, daß die Frage des Freihafensystems mindestens 
eine zweifelhafte ist. Wir haben darüber in Zweifel sein können und müssen, 
ob es angemessen ist, dieses System zu verläugern und gewissermaßen, wie 
sich ein geehrter Herr Vorredner ausgesprochen hat, die gemachten Anforde- 
rungen desselben zu verewigen. Dagegen sprechen noch alle patriotischen 
Gründe und wir haben das nationale Leben Deutschlands eben so ins Auge 
zu fassen wie das Handelsleben unserer Hansestädte. Denn wenn gesagt wurde, 
daß Hamburg jetzt die dritte Handelsstadt Europas ist, so wird der Haupt- 
rahm eben der Consumtiousfähigkeit und der Gewerbthätigkeit des Deutschen 
Volkes zukommen und ohne im geringsten Maße dabei die Handelsthätigkeit 
Hamburgs herabsetzen zu wollen, werden wir immer zugeben müssen, daß es 
doch nur gleichsam unser bevorzugtes Ausfallsthor und in demselben Ber- 
hältniß ein Einfallsthor für die Waaren ist, die exportirt und importirt 
werden. Ich will mit einem Worte nur darauf aufmerksam gemacht haben, 
daß diese Sache noch nicht spruchreif ist. Im Princip würde ich mich un- 
bedingt dem anschließen, was der Herr Abgeordnete Wiggers berrits ausein. 
andergesetzt hat und für Streichung des Artikels stimmen. Der einzige Grund, 
der mich bestimmt hat, eventuell einen Antrag zu ftellen, ist die Besürchtung, 
daß jener Antrag nicht die Majorität des Hauses gewinnen wird, während 
ich mir jetzt schmeichle, einen Antrag im Interesse der Sache gestellt zu ha- 
ben und daß es wegen der ungeheneren Tragweite für Deutschland, die in 
St. Ber. S. 497.
	        
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