236 Marine und Schifffahrt. Consulaiwesen.
Thaler ungefähr, rechnen Sie dabei für schlechte Verwaltung, Diebstähle
und was dabel sonst noch vorkommen mag, wie sie bei einer guten Verwal-
tung hier gewiß vermieden würden, meinetwegen die Hälfte ab, (Heiterkeit)
so haben Sie noch immer einen Betrag von 35 bis 40 Millionen um eine
Flotte zu besitzen, die den Ansprichen genligt, die mein Herr Vorredner an
dieselbe gemacht hat. Ich glaube, meine Herren, das ist ein einfaches Rechen-
Exempel und ich möchte Sie daher dringend bitten, dahin zu wirken, daß
wir uns eine Flotte beschaffen, welche einen Schutz für unsere Küsten liefert,
aber uns nicht zum Ruin gereicht in finanzieller wie in volkswirthschaftlicher
Hinsicht.
Dr. Schleiden (Altona 1c.).") Meine Herren! Es war nicht meine
Absicht, mich heute gegen Sie über den wünschenswerthen Umfang
einer Marine auszusprechen, so nahe es mir auch lag, die Ansichten, die
ich neulich an dieser Stelle ausgesprochen habe, und die bei dem größten
Theile der Versammlung Anstoß zu erregen schlenen, nüher zu begründen.
Ich glaubte aber, daß dies nicht der geeignete Moment dafür sei, aus dem
einfachen Grunde, weil wir uns nur Über das allgemeine Princip hier aus-
zusprechen, nicht aber einen allgemeinen Etat für den Umfang der künftigen
Marine jetzt festzustellen haben. Da aber mein geehrter Freund aus
Bremen sich veranlaßt gefunden hat, diesen Gegenstand hier zu
berühren, so glaube ich, der vortrefflichen Gegenausführung meines
Freundes aus Hamburg, der eben von dieser Stelle aus gesprochen hat,
auch noch wenige Worte hinzusügen zu müssen. Ich bin durchaus
der Ansicht, daß wir eine Marine haben müssen, und glaube dies
auch neulich sehr bestimmt ausgesprochen zu haben, indem ich die Grenzen
dahin angab, daß sie für den kräftigsten Küstenschutz auereichen, daß sie auch
dazu ausreichen müsse, um Front zu machen gegen die Flotte der benachbar-
ten Staaten, und daß uns Schiffe Übrig bleiben müßten, um im Nothsalle
hgegen Plraten zu kreuzen oder sonst unsere Flagge gelegentlich zu zeigen.
Wenn der Abgeordnete für Bremen diese Aeußerungen beachtet hätte, so
glaube ich, würde er sich nicht in diejenigen Angriffe verirrt haben, die er
gegen mich hier ausgesprochen hat. Ich bin ganz mit ihm, ich bin ganz mit
der Versammlung einverstanden, daß eine kräftige auswärtige Politik auch
für den Handel ein Segen ist, daß eine Flotte von angemessenem Umfange
und eine geachtete gesandtschaftliche und Konsularvertretung im Auslande von
ungemeiner Bedeutung sind. Darüber, glaube ich, kann kein Zwelfel existi-
ren; es fragt sich nur, wo ist die Grenze und welches ist das Maß? Die
ganze Tendenz unserer heutigen Zeit geht dahin, Rechtsgleichheit überall ein-
zuführen. Was heute die Englische, die Französische oder irgend eine andere
Marine für sich erwirbt, erwirbt sie der ganzen Welt, es wird Gemeingut
) St. Bet. S. b2.