Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band II (2)

238 Marine und Schiffsahrt. Consulatwesen. 
für die Küstensohrt, einschließlich derjenigen, die in fremden Marinen dienen, 
ungesähr zwischen 50 und 60,000 Mann beträgt. Die Kriegsmarine von 
Rußland, Dänemark und Schweden besteht nach den neuesten Angaben aus 
630 Schiffen mit reichlich 5500 Kanonen und mit einer Besatzung von 
37,000 Seeleuten. Ich habe Ihnen vorhin gesagt, daß meiner Ansicht nach 
wir im Stande sein müßten, diesen Flotten unter gegebenen Umständen mög- 
lichst die Spitze bieten zu können. Wollten wir eine so große Marine haben, 
daß sie allen dreien zusammen gewachsen wäre, dann müßten wir allein 
37,000 Seeleute für unsere Kriegsmarine im Nothfalle herstellig wachen 
können. Von einer Zahl von 50,000 Seeleuten wülrde da sehr wenig für 
die Handelsmarine übrig bleiben. Ich glaube allerdings nicht, daß es noth- 
wendig sein wird, daß wir eine so große Marine haben, um allen dreien zu- 
gleich entgegentreten zu können, ich glaube auch, daß wir im Nothsalle vom 
Auslande Matrosen fÜr unsere Handelsmarine heranziehen können und ich 
glaube gleichfalls mit dem Herrn Abgeordneten für Bremen, daß im Falle 
der Heranbildung einer Marine sehr vlele andere Leute, die es bisher noch 
nicht gethan haben, sich dem Seewesen widmen werden. Der Herr Abge- 
ordnete wird selbst am besten wissen, daß die Bremer Handelsflotte gegen- 
wärtig eine Besatzung von 4500 Mann hat und daß nur 1069 von diesen 
Seeleuten geborne Bremer sind. Meine Herren, der Abgeordnete von Bre- 
men hat auch hingewlesen auf den Kostenpunkt, und der Herr Vorredner hat 
dagegen bercits ein einziges Beispiel, nämlich dasjenige Englands angeführt, 
welches zeigt, daß die Kosten einer Marine enorm sind. Der Herr Vor- 
redner hat aber dabel einen Umstand anzuführen vergessen. Diese Kosten 
von ungefähr 75 Millionen Thaler, welche England jedes Jahr auf seine 
Marine verwendet, werden nur für die Fortentwickelung des bereits Beste- 
henden verwendet. England hat schon seine Flotte, es hat seine Kriegshäfen, 
es hat seine Docks und alles was dazu gehört; wir sollen sie erst schaffen. 
Ich könnte Ihnen ganz ähnliche Zahlen für Frankreich, welches durchschnitt- 
lich 138 Millionen Francs für seine Marine ausgiebt, und für die vereinig- 
ten Staaten anführen, wo 16 und eine halbe Million Dollars auf dem vor- 
jährigen Marinebudget standen und wo während der Kriegszeit 122 Millionen 
Dollars für die Marine ausgegeben wurden. Ich glaube, das Angeführte 
genügt, ich möchte Ihnen aber vorschlagen: daß wir, sobald es zur Bildung 
der Marine kommt, den Herrn Abgrordneten für Bremen ersuchen, die An- 
lage derselben in Accord zu Übernehmen; ich glaube wir werden sie dann 
sehr viel billiger bekommen. (Heiterkeit.) Meine Herren! Der heutige Tag 
ist ganz besonders gerignet, sich darüber zu freuen, daß wir eine Bundes- 
marine erhalten sollen. Es ist gerade der Jahrestag desjenigen Tages, an 
welchem am 2. April 1852 der entschlafene Bundestag den Beschluß faßte, 
die damaligen Ansänge einer Deutschen Marine auszulösen, sie unter den 
Hammer zu bringen. Im Herbste des Jahres 1852 erfolgte diese Auflö= 
sung, und für die beinahe 5 Millionen Thaler, die man auf deren Anschaffung
	        
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