Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band II (2)

Anlkel 53—56. Allgemeine Diecussion. Schleiden. 239 
und Erhaltung verwendet hatte, erhielt man lumpige neunhundert und so 
und so viel tausend Thaler wieder. Ich sehe mit Freuden auf den heutigen 
Tag, wo wir die Errichtung einer Bundesmarine beschließen sollen. Ich 
crinnere mich bei dieser Gelegenheit der ersten Anfänge der Deutschen Marine, 
ur Zeit des großen Kurfürsten, wo sechs Fregatten unter Preußischer Flagge 
existirten, die siegreich gegen die Franzosen kämpften, die den Spaniern reiche 
Beute abnahmen, und die in Westindien und — zum Schutz der Deutschen 
Colonie Friedrichsburg, welche erst im Jahre 1720 unter König Friedrich 
Wilhelm I. aufgehoben wurde — an der Goldküste von Afrika krenzten: Ich 
denke auch an das Jahr 1817, wo die Hansestädte sich an den Deutschen 
Bund wandten und die Errichtung einer Deutschen Flotte beantragten, zum 
Schutze gegen die damals bis in die Nordsee hinein schwärmenden Barbares- 
ken. Der Bundestag machte es damals, wie er es oft gethan hat. Die 
Commissiou wußte keinen besseren Vorschlag zu machen, als die beiden Groß- 
mächte, Oesterreich und Preußen, zu ersuchen, sich doch geneigtest bei den 
Großmächten, die zu gleicher Zelt Seemächte wären, daflir zu verwenden, 
daß sie auch die Deutsche Handeleflotte unter ihren Schutz gegen die Bar- 
baresken nehmen möchten. Es kam das Jahr 1848. Am 11. Mai — ich 
sage es mit Freuden — habe ich selbst das Schreiben entworfen, wodurch 
damals der 50er Ausschuß die Bundesversammlung aufsorderte, einen Marine- 
congreß nach Hamburg zu berusen. Der Congreß kam zu Stande. Er be- 
schloß die Errichtung einer Marine zweiten Ranges für Deutschland mit 
einer ursprünglichen Herstellungskostensumme von ungefähr 10 bis 11 Millio- 
nen und einer jährlichen Ausgabe für jenen Zweck von — wenn ich mich 
recht erinnere — 3,600,000 Thalern. Wenige Tage später, am 8. Juni, 
faßte die Nationalversammlung den Beschluß, die sofortige Ausschreibung einer 
Umlage von 6 Millionen Thalern zu beantragen, um den Anfang einer 
Marine zu machen. Zu den 6,000,000 Thalern, die demnächst auch aus- 
ßeschrieben wurden, haben aber im Ganzen nur 15 Staaten ihre Beiträge 
bezahlt, und dlese Beiträge beliesen sich nicht auf 6,000,000 Thaler, sondern 
nicht einmal auf volle 4,000,000 Gulden. Im folgenden Frühjahre 1849 
wehete allerdings auf 12 Kriegsschiffen eine Deutsche Flagge, diese Schlffe 
waren aber alle nicht olel werth, (Sehr wahr!) und als sie in der Nähe 
von Helgoland sich zeigten, da erließ bekanntlich Lord Palmerston sein be- 
richtigtes Schreiben, worin er von einer Piratenflagge, die sich dort ge- 
zeigt habe, sprach. (Bewegung.) Das, meinue Herren, denke ich, werden wir 
nicht wieder zu befürchten haben, denn ich hoffe, daß die Kriegeflagge der 
Bundesmarine schnell die Anerkennung und allgemeine Achtung der ganzen 
Welt finden wird. Auf den Dresdener Conferenzen von 1851 kam man 
von Neuem auf die Errichtung einer Marine zurück, zunächst freilich nur zu 
dem Zwecke, um die geringen Anfänge einer Deutschen Marine zu erhalten. 
Man schrieb wiederum ungefähr 1 Million Gulden aus, aber wieder blieb 
das Geld theilweise aus und im September desselben Jahres erklärten Preußen
	        
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