250 Marine und Schifffahrt. Consulatwesen.
Chinesische Piraten unaufhörlich unsicher gemacht und es ist zum Schutze
unseres dortigen Handels durchaus nothwendig, daß die Piraten vernichtet
werden. Ee sind mir selbst aus den Hannsverschen Küstengegenden Schiffer
bekannt, die dort ihre Schiffe durch die Piraten verloren haben. Ja, man
könnte sich allerdings nun wieder darauf verlassen, daß ja England, Nord-
amerika, Frankreich, Holland und Andere die Seepolizei dort ausübten und
auch hier wieder Deutschland dadurch profitirte. Das, meine Herren, halte
ich der Deutschen Nation nicht für würdig. Wir haben dafür zu sorgen,
daß in den Gewässern, wo wir so sehr durch unsere Schiffsahrt betheiligt
sind, auch die Seepolizei von uns ausgeübt und die Sicherheit herbeigeführt
werde. Aber, meine Herren, das sind ja nicht blos die alleinigen Gründe,
es liegt klar auf der Hand, daß durch die Kriegsmarine der Handel in jeder
Weise geschltzt wird. Ich mache aufmerksam auf die Schließung von Handels-
und Schiffsahrtsverträgen mit außereuropkischen Staaten. Glauben Sie,
daß man mit Japan, mit China und den anderen überseeischen Ländern
günstige Handels= und Schiffsahrtsverträge abschließen kann, wenn wir nicht
mit einer Marine versehen sind? Ich halte es auch in dieser Bezlehung für
das Wirksamste, wenn ein Volk mit einer Kriegsmarine versehen ist; ich
halte es schon für nothwendig zum Schutze so vieler im Auslande ange-
sessener Deutschen. Wir haben das Beispiel von Valparaiso schon gehört.
Es war mir interessant, und ich kaun nur hinzusügen, daß ein specieller
Landemann von mir aus Stade bedeutende Verluste beim Bombardement
von Valparaiso gehabt hat. Wir wissen auch, daß in den Südamerikanischen
Staaten von Jahr zu Jahr durch Krieg und Revolution Katastrophen her-
vorgerufen werden, wodurch dle Deutschen Kaufleute in große Grfahr ge-
rathen; wenn aber dort auf den Slidamerikanlschen Gewässern Preußische
oder Deutsche Kriegsschiffe sind, dann werden dle Kaufleute dort bel den
Katastrophen viel größeren Schutz haben, während sie jetzt entweder, wie der
Herr aus Altona meint, weglausen oder aber andere fremde Nationen um
Schutz anbetteln müssen. Ich bin auch der Meinung, daß die Bundescon-
sulate, — und ich bin weit entsernt zu glauben, dahß die Hanseatischen Con-
sulate sich nicht ausgezeichnet benommen haben, — dah solche Bundesconsulate,
wie sie hler hergestellt werden sollen, mit Kriegsschiffen zu ihrer Verfügung
zweckmäßige Argumente im Auslande unter Umständen sein werden. (Sehr
richtig)) Meine Herren, ich will noch auf eine Aeußerung zurllckkommen,
sie steht hiermit gewissermaßen im Zusammenhange und ich würde bedauern,
wenn sie im Reichstage keine Widerlegung gesunden hätte, das ist eine Aeuße-
rung, die der Abgeordnete für Altona allerdings nicht heute, aber bei der
srüheren Generaldebatte, wie er sich über die Marinefrage ußerte, gethan
hat. Er hat mit surchtbarem Eiser gegen Colonien gesprochen, er hat davon
gesprochen, daß dies veraltete IrrihUmer wären?) Er ging darauf hinaus,
*) S. Bb. 1. S. 462.