252 Marine und Schifffahrt. Consulatwesen.
europäischen Gewässern durch eine Flotte sicher zu stellen, und da würden vielleicht
ein Dutzend Schiffe à Ia Alabama zweckmäßig ausreichen. (Sehr gut! Bravol)
Freiherr von Viucke (Olbendorf).-) Meine Herren! Es ist über den
Gegenstand schon so viel gesagt worden, daß ich mir nur wenige Worte er-
lauben werde, um Ihre Zeit nicht zu sehr in Anspruch zu nehmen; deun
alle Redner, die vorher gesprochen haben, haben wenigstens das an-
erkannt, daß eine Kriegsmarine nothwendig sei für einen großen
Staat, wie der Norddeutsche Bund, der eine so große Küstenentwicke-
lung und der jetzt schon einen so bedeutenden Handel besitzt. Die Frage
aber, wie groß diese Marine auszudehnen sei, — das ist schon mit Recht
bemerkt worden — gehört nicht hierher; das ist eine Budgetfrage, die
bei der Gelegenheit zur Sprache kommen wird, wo der Etat der Kriegs-
marine mit dem Reichstag zu vereinbaren ist, wie die Verfassung une aus-
drüccklich verheißt. Alle die Redner, die gesprochen haben, haben nur Über
das Mehr oder Weniger dieser Krichsmarine gesprochen. Ich habe mich sehr
gesreut, aus dem Munde des verehrten Vertreters von Bremen abermals
bestätigt zu hören, daß grade in dieser Hansestadt die größten staatemännischen
Ansichten unter den Hanfestädten leben, (Hört! hört!) daß gerade diese Stadt,
obgleich sie nicht die größte ist, ihren Handel in der blühendsten Weise aus-
gedehnt hat, daß ihre Flagge die respectirteste ist. Ich hoffe, daß alle die
Erfahrungen, alle die Kenntniß des Seewesens ÜUberhaupt, die in den Hanse-
städten gesammelt sind, jetzt Gemeingut Deutschlands sein werden und der
bieher nur Preußischen, in der Folge Bundes-Flotte zu gute kommen wer-
den, um ihre Organisation, ihre Verwaltung und weitere Entwickelung auf
das Beste und Sachgemäßeste zu fördern. Wenn auf diese Weise die Hanse-
städte der bisherigen Preußischen Flotte etwas zu bieten haben, so glaube ich,
hat die bisherige Preußische Flotte Ihnen auch etwas zu bieten; denn wenn,
wie das bei unfrer Militair= Einrichtung der Fall sein wird, die Matrosen
wenigstens eine kurze Zeit — ich will nur annehmen ein Jahr — auf Kriegs-
schissen dienen, so werden sie mit einer größeren Disciplin, mit viel mehr
Gewöhnung an Pünktlichkeit und Gehorsam, Ordnung und Reinlichkeit in
die Handelsmarine gurlicktreten, und das wird der Marine und insbesondere
solchen Unternehmungen, wie der Norddeutsche Lloyd, an dessen Spitze der
verehrte Abgeordnete für Bremen steht, sehr zu gute kommen. Bies jetzt
haben wenigstens die verhältnißmäßig noch wenigen Preußischen Kriegeschiffe
allenthalben, wo sie sich vor Sachkundigen haben sehen lassen, das Zeugniß
davongetragen, daß auf ihnen eine musterhafte Dieciplin, eine humane Be-
handlung und ein gesittetes Leben der Matrosen waltet, wie es bei keiner
anderen Nation der Fall ist, und ich bin fest überzeugt, daß der gute Ein-
fluß, den unsere allgemeine Wehrpflicht zu Lande auf die Erziehung des Bolkcs
SGt. Ber. S. 528.