Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band II (2)

264 Nerine und Schifffahrt 
stätigt, das auch in Preußen verkündet und bis zum heutigen 
Tage nicht aufgehoben worden ist, (Hört! hört!) daß man dieses 
Symbol in diesem Augenblick verleugnen zu müssen geglaubt 
hat! (Bravol) Die Gründe, die dabei leitend gewesen sünd, kann ich 
mir wohl denken; sie beruhen in den Vorurtheilen, in der Abnei- 
gung einer großen Partei gegen diese Farben, wie sie sich ja deutlich in 
den Aeußerungen kund gegeben haben, mit denen man meine Worte hier auf- 
genommen hat. (HörtI) Aber, meine Herren, hervorragende Vertreter dieser 
Partei haben sich ja vielfach gerühmt, daß sie mit allen Vorurthellen ge- 
brochen hätten, und ich melne, sie würden gut thun, wenn sie auch an dieser 
Stelle diesem Vorsatze folgen wollten. Ein anderer Grund ist vielleicht 
der, daß es ja Farben des Deutschen Bundes waren, und dieser 
officlell selt dem Jahre 1848 diese Farben geführt hat, daß auch die Truppen, 
welche gegen Preußen gefochten, diese Farben getragen haben. (Hört! hört!) 
Meine Herren! Der Verfassungsentwurf hat sich an anderen Stel- 
len nlcht gescheut, die Erbschaft des Deutschen Bundestages an- 
zutreten. (Sehr gut! links.) Ich erinmere belspielsweise an das Stimmen= 
verhältulß im Bundesrath. Ich kann daher nicht elnsehen, warum 
man gerade an einer Stelle, wo der Bundestag einmal genöthigt 
war, sich der volksthümlichen Strömung anzuschließen, die Tra- 
dition mit dem Bundestage brechen will. Und was den Punkt 
betrifft, daß die Farben schwarzerothegold unseren Truppen als 
feindliche gegenüber gestanden haben, so glaube ich, daß das in 
kelner Bezlehung durchschlagend selu könne; im Gegenthell, meine ich. 
Denn, meine Herren, es wird heute auch vielen Truppen, die damals gegen 
Preußen gefochten haben — ich erinnere an das Sächsische Contingent — 
jetzt — nicht zu gemuthet, sondern sie werden, wie ich glaube, in die glückllchere 
Lage gebracht, an der Selte ihrer Preußischen Brüder und mit und unter 
den Preußischen Feldzelchen zu kämpfen. Also das, was man jenen Deut. 
schen Männern zumuthet, glaube ich auch, wird man unseren Preußisch- 
Deutschen Männern, die die Waffen führen, zumuthen können. Wenn man 
dagegen fUr die Farben zur See diejenigen Preußens mit denen der Hanse- 
städte vereinigen will, so glaube ich, liegt darin doch ein Unrecht gegen die 
gesammte übrige Deutsche Bevölkerung, welche nicht zu diesen beiden Staaten 
gehört. Die Bundesmarine wird aus den Belträgen der gesammten Bundes- 
staaten erhalten werden, und ich hoffe, daß auf derfelben recht zahlreiche 
Münner und Jünglinge aus allen Gauen des Deutschen Vaterlan- 
des dienen werden. (Bravol) Für dlese also wäre es gerechter ge- 
wesen, uns, um zuglelch allseitig dle Versöhnung zu verkündigen, 
die nun einmal als Deutsche Farben feststehenden zu wählen. Trotz= 
dem es mich und meine Freunds schmerzlich berührt hat, daß dem nlcht so 
geschehen, enthalten wir uns in dleser Beziehung einen Antrag zu 
stellen. (Bravol rechts.) Denn, meine Herren, ich will mich nicht der
	        
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