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sie! (Bravol links.) Ec verlangt, daß diejenigen, die seine Rechte ver-
treten, seine Rechte vor allen Dingen wahrnehmen; wenn sie aufgegeben
werden, so ist das ein nicht reines Opfer! (Bravol linke.)
Freiherr von Moltkhe (Memel-Heydekrug).“) Der erste von den Herren
Rednern hat hier nochmals die zweijährige Dienstzeit berührt. Es
ist diese Frage schon mehrfach besprochen worden; erlauben Sie mir, sie noch
einmal kurz zu beleuchten. Man hat die zweijährige Dienstzeit ge-
fordert vom national öconomischen Standpunkte aus. Ob drei-
malhunderttausend arbeitsfähige Männer, die drei Jahre dienen,
oder ebensoviel arbeitsfähige Männer, die zwei Jahre dienen, der
productiven Arbeit entzogen bleiben, kommt ganz auf Eins herauc.
(Sehr richtig! im Centrum.) Es ist allerdings der Militairdienst
nicht eine pro ductive Arbeit, aber er bezweckt und erreicht die Sicher-
beit des Staates, ohne welche jede productive Arbeit unmöglich
ist (Sehr richtig! rechte und im Centrum), er bildet die Schule für die
heranwachsende Generation in Ordnung, Pünktlichkeit, Reinlichkeit,
Gehorsam und Trene, — Eigenschaften, die für die spätere productive
Arbeit nicht verloren gehen. (Sehr richtig! und Bravo rechts und im Cen-
trum.) Man betont immer, dah die jungen Leute nicht zwei Jahre, sondern
ein Jahr länger bei der Fahne bleiben sollen; man Übergeht mit
Stillschweigen, daß sieben ganze Altersklassen, die ältesten Leute,
daß die Familien väter forton nicht mehr zum Kriegsdienste heran
und aus ihren Verhältnissen fortgezogen werden. Dieser Vor-
theil ist national öconomisch gewiß sehr bedeutend. Ich erinnere
nur in finanzieller Hinsicht an die Familienunterstlitzungsgelder, die die Kreise
zahlen mußten. Weit eher kann man vielleicht die zweijährige Dienst-
zeit vom finonziellen Standpunkte fordern. Dabei entscheidet der
Präsengsstand, und es ist nicht zu leugnen, daß eine Heruntersetzung des
Präsengstandes in stnanzieller Hinsicht schr wichtig und sehr wünschenswerth
ist. Ese bleibt nur die Frage, wie weit eine solche Herabsetzung
politisch und militalrisch zulässig sein wird. Bllcken wir um uns,
so sehen wir alle un sere Nachbarn rüsten. Warum? Wir wissen
ces nicht. Wir bedrohen Niemand, wir wollen unsere Angele-
genheiten im Innern ordnen; aber die Thatsache ist da. Ich will
auf das politische Feld nicht eintreten; ich bleibe bei der militairlschen
Seite. Man macht mit Recht geltend, daß die dreijährige Dienstzeit
nicht die ganze waffenfähige Mannschaft durch die Schule der
Waffen gehen läßt. Es ist richtig, es bleibt etwas Übrig. Nicht
überall, denn in mehreren Bezirken wird die dienstfähige Mannschaft bie
auf den letzten Mann erschspft. Es ist ferner richtig, daß bei der zwel-
lährigen Dienstzeit grade noch genug Dienstbrauchbare sein wer-
% Sil. Ber. S. 540.