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gerechnet ist, weil diese im Frangösischen Budget nicht in dem Capitel des
Militairetats, sondern in dem Capitel der Pensionen überhaupt stehen. Ich
glaube, daß diese Zahl von 260 Thalern sich durch Zurechnung der Penslo-
nen noch bedeutend vermehren werde. In Oesterreich beträgt jetzt die Aus-
gabe pro Kopf 217 Thaler. Indessen ist die Oesterreichische Armee wohl
in einer solchen Veründerung begriffen, daß sichere Angaben sich darüber nicht
machen lassen. Ich glaube nun, meine Herren, über die Höhe des Satzes
kann man ja ftreiten, wird man sich vereinigen können; aber ich glaube, daß
für die Volksvertretung durchaus keine Gefahr darin liegt, unter den jetzigen
Umständen, wo die politische Lage jedenfalls unsicher ist, auf eine längere
Dauer ein fixirtes Militairbudget zu bewilligen. Ich halte das durchaus
nicht für inconstitutionell. Ich mache darauf aufmerksam, daß in dem älte-
sten constitutionellen Staate, in England, die jährliche Bewilligung der Kosten
für die Armee rein eine Formalität ist, in dem der Militairetat Jahr für
Jahr vorgelegt und vom Unterhause nicht geändert wird. Wären wir auch
in gleicher Lage, so brauchten wir solches festes Budget nicht zu verabreden
auf eine längere Reihe von Jahren. Wir sind aber noch nicht in gleicher
politischer Relfe, darum halte ich es für sehr richtig von der Reglerung und
sehr wünschenswerth im Interesse der Sicherheit des nenen Bundes, eine
feste Norm fUr eine Reihe von Jahren anzunehmen. Ich halte das durch-
aus nicht für unvereinbar mit den Mlichten als Vertreter des Volkes. Ich
bin allerdings auch der Meinung, daß ich nicht das Recht habe, nützliche
Rechte des Volles zu vergeben, aber ich glaube, daß jedem Volksvertreter die
Sicherheit des Baterlandes und das Wohl des Volkes Über Alles gehen müsse
und daß, wo diese es erfordern, er wohl das Recht hat, zeitweise auf einzelne
Rechte zu verzichten, die, wie wir in Erfahrung gebracht haben, uns keinen
Nutzen gebracht haben. Ich würde sehr bedauern, wenn durch alljährliche
Bewilligungen für die Armee, die jetzt vereinbart werden mülssen, nicht allein
mit dem Reichstage, sondern auch mit 22 Regierungen, in der jetzigen Zeit
die Sicherheit der Armee auf irgend eine Weise gefährdet werden könnte, und
lam besonders aus diesem Grunde die Vorschläge, welche uns von den Bundes-
staaten gemacht werden, im Großen und Ganzen nur dringend Ihrer An-
nahme empfehlen. Es ist nun hier ein großer Werth darauf gelegt und mit
großer Begeisterung hingewlesen worden auf dle Landwehr. Ja, meine
Herren, die Landwehr hat gewiß in ihrer Zeit Großes geleistet. Sie war
aber ein Gebot der Noth und sie war, wie mancher schon damals gesagt
hat, eine Nothwehr. Wenn aber die Umstände jetzt so geworden sind, daß
die großen Lasten, welche dadurch dem Lande auferlegt wurden, und welche,
wenn sie so wie das Gesetz und die Landwehrverordnung es vorschrelben, im
Lande vollkommen zur Durchführung gekommen wären, — im Frieden sich
höher siellen wlrden, als die Kosten der jetzigen Neorganisation der Armee,
(wie dies jetzt neuerdings ganz richtig in einer uns kürzlich zugegangenen
Schrift nachgewiesen ist), — ich sage, wenn die Umstände jetzt gestatten, daß