Artilel 59. Blanclenburg. 337
dieser Anschauung gekommen sfind, liegen somit nicht vor uns, und ich glaubt
nicht, daß es gut ist, wenn Vollsvertreter von ihrem bis dahin eingenoin ·
menen Standpunlt zurlicktreten und, wie ich gern glaube, zum Heile des
Vaterlandes einen anderen einnehmen zu müssen glauben. Dann aber halte
ich es für unerläßlich, daß dann wenigstens dieser Umwandlungs-
proceß osfenkundig vor allem Volk vor sich geht, (Lebhaftes Bravo!
links) daß das Bolk im Stande ist, dieser Umwandlung zu folgen und nicht
in derselben einen Absall von den bis dahin verfochtenen Grundsätzen er-
kennen muß. (Lebhastes Bravo! links.) Und ferner muß ich es ganz ent-
schieden zurückweisen, daß, wie der Abgeordnete Lasker gesagt hat,
diese Frage wegen der Hecresrrorganisation bei den Wahlen zu diesem
Relchstage dem Volke vorgelegen hat. Das ist nicht der Fall
gewesen. (Hört! hört! links.) Bei den Wahlen war diese Versassungs-
urkunde nicht bekannt, das Volk wußte weiter nichts, als es solle eine Ver-
sammlung zusammentreten, welche die Verfassung des Norddeutschen Bundes
zu berathen hat, und es glaubte sicherlich, daß diese Bersammlung wohl all-
gemeine Grundsätze aufstellen wurde, wie die Einführung der allgemeinen
Wehrpflicht, daß man aber die Ausführung, die gesetzliche Regelung dieser
Sache den künstigen versassungsmäßigen Relchstagen vorbehalten würde, jeden-
salls einer reiflichen und sachgemäßen Prüsung, welche meiner Ansicht
nach in diesem Stadium der Sache unmözlich ist. Und wenn der Abgeordnete
von Forckenbeck gesagt hat: gerade die Rücksicht auf die neuhinzutretenden
Länder und Volksstämme verpflichte uns eine gesetzmäßige Grundlage zu
schaffen, und wenn er diese Grundlage in der Anerkennung der Reorganisation
sucht, so komme ich zu dem entgegengesetzten Schluß. Wenn wir bis dahin
in Preußen wichtige Bedenken hatten, diese Lasten der Preußischen Bevöllerung
auszubürden, so sind wir um so mehr verpflichtet Einhalt zu thun und uns
zweimal zu bedenken, wenn wir diese Lasten auch auf einen so weit erweiterten
Kreis ausdehnen sollen. (Bravo links und im linken Centrum.)
Meine Herren! Dos ist nicht die Art, wie man Wunden schließt;
das heißt sie verkleben und ich warne vor einem solchen Vorgehen. Die
Wunden, die man in dieser Ubereilten Weise schließt, sie werden sehr zur
Unzeit und sehr zum Unheil des Vaterlandes wieder aufbrechen. (Leb haftes
bravo links, Zischen rechts.)
von Hlanckenburg (Naugard-Regenwalde).?) Meine Herren, ich werde
mich in den häuslichen Streit oder in den Proceß des Herrn Duncker
gegen den Abgeordneten Lasker nicht mischen. Ich betrachte dies mehr
wie einen häuslichen Streit. Nach meiner Ucherzeugung ist es sehr ge-
fährlich, sich in einen Streit zwischen Eheleuten zu mischen, in
der Regel werden sie dann um so schneller einlg. Ich wünsche
55) St. Ver. S. 561.
Materialita. il. 22