374 Bundeskriegewesen.
denn doch, so stchen die Dinge: wenn es uns gelingt, in dieser Verfassung
die nothwendigen Garantien für die Rechte und Freiheiten des Volkes dunch.
zusetzen, dann wird der Regierung zur Führung von Kriegen für wahrhaft
nationale Ziele auch niemals der Consens des Reichstages sehlen. (Bravot
links. Widerspruch rechts.) Es hat nun namentlich einer der geehrten Her-
ren Redner hervorgehoben, wie ein wahrer Hohn des gesammten Europa#s,
welches auf unsere Verhandlungen herabschaut, uns treffen würde, wenn wir
nach den großen Erfolgen, die unsere Kriegführung gekrönt haben in den
letzten Jahren, nun nicht alle und jede Forderungen Seitens der Leiter unserrs
Militairdepartements zugeben wollen. Ja, meine Herren, daß das gesammte
Europa, mit Mißgunst oder mit Gunst, auf unsere Position blickt, daß die
Constituirung des Norddeutschen Bundes von solcher Bedeutung ist für Alle,
das wird Niemand ableugnen. ch meine aber, wenn wir, die Vertreter des
Volkes in den Norddeutschen Bundesstaaten, in solchen Augenblicken, nach so
großen, außerordentlichen Erfolgen das Beispiel dem gesammten Welttheil
geben, daß diese Kricgsersolge durchaus nicht vermögen, uns von der Bahn
der Entwickelung des inneren Rechts und unserer inneren Freiheiten abzu-
lenken, dann wird die Position oon uns bei Gott nicht geschwächt, sondern
gestärkt in Europa. (Bravo! linke.) Von einem Volk, das nach solchen
Augenblicken und solchen Siegen so für seine heiligen Rechte einfteht und
über dieselben wacht, wird man doppelt Respect haben; denn Über das zu
triumphiren, möchten nicht die Erfolge einiger Schachten genügen, die viel-
leicht die Gegner sich zuschreiben. Ueber ein solches Volk zu siegen auf die
Dauer, ist nicht möglich, das führt seine Sache durch! (Sehr wahr! links.)
Sodann, meine Herren, wenn die Sachen sich so verhalten, wenn wir uns
nicht unbedingt und willig den Forderungen der Regierung hingeben, sondern
die Grundbedingungen unseres constitutionellen Lebens dabei wahren, wird
man auch in der Constituirung des Norddeutschen Bundes eine Garantie
des Europöischen Friedens schen, und, meine Herren, alle Culturinteressen
des Welttheils werden sich sympathisch an unsere Sache anschließen. (Leb-
haftes Bravo links.)
Dr. Braun (Wiesbaden)..) Meine Herren! Unsere gegenwärtige Be-
rathung leidet meines Erachtens an einem Mißstaude, welchen zu beseitigen
leider nicht in unserer Gewalt liegt. Diejenigen verehrlichen Mitglieder des
Reichstages, welche die gründlichsten Kenntnisse in der vorliegenden
Frage besitzen, sind gerade die, welche aus dem Preußischen Land-
tage und aus dem Preußischen Ministerium kommen, und die
dort den langjährigen Verfassungs= und Militärconflict mit
durchgemacht haben; und da man nach einem Kampse, der mit solcher
Hartnäckigkeit, mit solchem Krast= und Zeitaufwande, mit so viel Geist und
) Su# De. S. 575.