Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band II (2)

Arukel 20. 21. Below. 29 
der Zurückstellung unseres Parteiprogramms das allernachahmenswertheste 
Geispiel gegeben haben. (Bravok rechte.) 
v. Belom (Preußisch Hollau. Morungen)). Meine Herren! Indem 
wir weiter fortschreiten in der Berathung des Bundesvertrages, welcher uns 
vorlieg!, erweitern sich die Competeazen desselben und steigern sich unsere 
Verpflichtungen, und ich bin der Verpflichtungen und der Verantwort= 
lichkeit voll bewußt, welche mein verehrter Freund, der hier eben auf 
der Tribüne stand, einzuhalten empfohlen hat. Die Weiterentwickelung 
des Verfassungswerkes, sagt man uns, und das mit Recht, ist der 
Zukunft vorbehalten. Diese Entwickelung ist aber wesentlich 
bedingt durch den Boden, auf welchem sie vollbracht werden 
soll, und das ist der Reichstag, und das Fundament des Reichs- 
tages ist das allgemeine und directe Wahlrecht, wie es uns im Ar- 
tikel 21 vorliegt. Meine Herren, ich bin kein grundsätzlicher Gegner dieses 
Wahlrechts unter allen Bedingungen und Verhältnissen; im Gegentheil habe 
ich im Herrenhause darauf möglichst hingewirkt, dleses Gesetz 
zu Stande zu bringen, auf Grund dessen wir hier versammelt 
sind. Ich habe mich gesreut, daß manche Befürchtungen meiner po- 
litischen Freunde nicht eingetrelen sind, und ich habe mich gefreut, 
in diesen Räumen eine so respectable Versammlung versammelt zu 
sehen, (Heiterkeit links) — die erste der Deutschen Nakionalversammlun- 
gen, welche bereit ist, ohne deprimirenden Lohn der Dläten, dem 
Wohle des Vaterlandes Opfer darzubringen, und sich gleichzeitig damit die- 
leulge Selbstständigkeit zu wahren, welche allen repräsentativen Versamm 
lungen nothwendig zu Grunde liegen muß. Meine Besorgnisse wegen des 
Ausfalls der Wahlen sind niedergehalten worden durch die Betrachtung der 
innestehenden Situation. Der Ernst der Zeiten, die wir durchlebten, die 
Sorge für Freunde und Verwandte, ja die Sorge um die Existenz des 
Baterlandes hat die tieferen christlichen Elemente im Volke, in großen weiten 
Schichten, bewegt. Denn, mein: Herren, es ist ein altes und wahres Wort: 
Noth lehrt beten. Diese gehobene Gesinnung, dieses erhöhte Vertrauen, 
hat sich auch nothwendig den irdischen, sichtbaren Lenkeru der Geschicke des 
Eandes zugewandt. Das Preußische Wehrsystem — moan hat es oft 
gesagt, kann es aber nicht oft genug wiederholen — ist nicht allein eine 
militalrische Schule; es ist auch eine politische Schule; es ent- 
zieht den einzelnen Wehrmann seinen kleinen beschränkten Le- 
bensver hältulssen; es öffnet ihm einen weiten Gesichtskreis, 
es zeigt ihm ein großes Baterland. Ruch diese soldalischen und bürger- 
lichen Anschauungen sind natürlich durch die Erfolge, durch die Slege 
uUserer Armee, gestelgert worden. Und in der That haben die verab- 
) St. Ber. S. 422.
	        
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