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Schwierigkeiten zu erheben, wo wir endlich angelangt siad an der
Reolisation der deutsch-nationalen Hoffnungen? Meine Herren, ich erkenne
diesen Vorwurf als berechtigt an. Es hat meinerseits aber nicht am guten
Willen gefehlt, nicht bloß eine Kritik zu Üben, fondern auch wirklich ver-
bessernde Vorschläge zu machen; ich muß aber eingestehen, daß ich zu der
Ueberzeugung gekommen bin, wie es nicht möglich ist, aus der Mitte
dieser hohen Versammlung, sich Über einen Antrag zur Verbesserung des
Wahlgesetzes in einer beschränkenden, größere Garantien gewährenden Rich-
tung, zu vereinigen. Ich habe an eine Resolution gedacht, welche das
Preußische Herrenhaus, bei Bestätigung des Wahlgesetzes, fei-
ner Zeit mit Überreicht hat; es war ein Vorschlag, welcher einen Theil
des künftigen Reichstages componiren wollte aus Abgcordneten, welche in
den Wahlbezirken von den dreißig höchstbesteuerten Urwählern, In dlrecter
Wahl, ernannt würden, wie es das Wahlgesetz der früheren Ersten Preußischen
Kammer bestimmte, welches seiner Zeit conservative und gleichgeitig patriotische
Elemente, eine Reihe von Jahren, in die Volksvertretung entsendet hat. Auch
die Nothwendigkeit eines Oberhauses ist in dieser Resolution des
Herrenhauses anerkannt und empfohlen. Ich habe jetzt keine weitere Macht
als diese Beschlüsse einer zukünftigen Gesetzgebung hiermit zu empfehlen.
Auch den Antrag von Brünneck — wenn er mir auch nicht genülzt,
wenn es mir auch zweifelhaft ist, ob dieser Autrag in seiner Wirkung durch-
schlagend ist; indeß einer, der am Ertrinken ist, greift nach jeder schwimmen-
den Planke — und so acceptire ich diesen Vorschlag als eine Verbesserung.
Zum Schluß indeffen muß ich aufrichtig doch bekeunen, daß ich noch einige
Hofsnungen hobe für die Existenz, für die Erhaltung, für die
Entwickelung dieses Bundesvertrages: dae ist vor allen Din-
gen: keine Diäten, das ist ferner die Hoffnung, daß die bestehende politische
Situation noch bei den nächsten Wahlen einwirkend sein wird, und daßb dieses
Haus den Antrag einer Sechsjährigkeit der Legielatur annehmen wird, und
daß dann diese zukünftige Verfommlung die Ruhe, die Leidenschaftslosigkeit,
den Patriotismus haben wird, ein so großes Werk durchzuführen, welches
doppelt schwierig durchzuflhren ist, weil es nicht allein gegebene vorhandene
Verhältnisse berührt, sondern neue Verhältnisse schaffen muß, die daher mehr
als jede andere Versa umlung des Charakters riner Stetigkeit bedarf. Gegen-
Über diesem kleinen inhaltsreichen, für mich hoffnungsreichen
Worte keine Diäten, gebe ich die Beamten gern und willig da-
hin. (Große Heiterkeit.) Ich anerkenne die politische Berechtigung
des Beamtenstandes in Deutschland, ich hoffe, er wird sich selbst
beschränken, namentlich in den Kategorien der Geistlichkelt und des
Richterstandes, er wird, wie es in England der Fall ist, durch die
öffentliche Sitte dahin geführt werden, dlese Kategorien aus
dem tranrigen Bereich politischer Leidenschaften herauszuzlehen,
welche störend in alle Verhültnisse eingreifen, und wenngleich ich im Allgemeinen