Artikel 20. 21. Grumbrecht. 33
den Vorschlägen des Abgeordneten Friedenthal beitrete, muß ich doch die Be-
merkung hier noch als Antwort anschließen, daß jede communale Entwicke-
lung, die er so angelegentlich empfohlen, nur möglich ist, wenn man aus
ihr gleichzeitig die politischen Leidenschasten entsernt. Die Wohlthat und die
Stärke unserer Kreisoerfassung, die noch jetzt vorhanden ist, und die Einig-
keit, dle dort herrscht, ist wesentlich dadurch begründet, daß sie sich außer-
halb des Bereiches der politischen Herrschaft und Leidenschafstlichkeit hält.
Hiermit, meine Herren, schliebe ich, und ich schließe damit: keine Diäten!
(Bravol)
Eru#trecht (Harburg)"). Meine Herren! Obgleich ich nicht so schließen
würde, wie eben der Herr, der vor mir gesprochen hat, obgleich ich schon
danach auf einem ganz andern Standpunkt stehe, als von welchem aus er
diese Frage beurtheilt hat, so bin ich doch mit ihm derselben Meinung,
daß ich die größte Furcht vor den Folgen des allgemeinen glei-
chen und directen Wahlrechts habe und daß ich mit dem größten
Bedauern mich habe Überzeugen müssen, daß von diesem Wahlrecht
nicht abzukommen sei und daß es sich daher auch als überfllissig dar-
stellen würde, irgend ein Wort darüber zu verlieren. Wäre ich noch zweisel-
hast darüber gewesen, meine Herren, von welchem Standpunkte aus man
uns hier das allgemeine gleiche und directe Wahlrecht geboten hat, so würde
mich die Rede des Herrn Abgeordneten aus Neustettin vollständig überzeugt
haben. Ich habe daraus die Ansicht gewonnen, daß man in der That
das allgemeine gleiche und directe Wahlrecht brauchen will, um
unserem Mittelstande feindselig entgegen zu treten und dessen
Macht zu brechen, (Bewegung, rechts) unseres Mittelstandes, auf dem
die freiheitliche Eutwickelung unfres Staatslebens zum größten Theile be-
ruht. Es läßt sich nicht verkennen, daß sich daraue dem Princip gegenüber
die Freundschaft mancher Conseroatioen für das allgemeine Wahl-
recht im Gegensatz zu dem Dreiklassensystem erklärt, ich wenigstens
kann keine andere Erklärung finden. Mag ich mich aber auch darin irren,
so viel ist gewiß, wir müssen stehen und sallen mit dem allge-
meinen directen Wahlrecht, dem dann natürlich gehelme Abstimmung
hinzukommen muß, und so will ich voun meiuem Standpunkte aus kein Wort
darüber verlieren. Ich hielt mich nur verpflichtet, mein Bedanern darüber
auszusprechen, daß es so ist, und ich will hoffen, daß nicht eimmal die De-
mokratie die vollständige Herrschaft gewinnt und manches zu Grunde richtet,
was wir hier ausbauen. Das ist mein Wunsch. Ich hosse, daß es unter
Deutschen Verhältnissen zu erreichen möglich ist, daß hier die Fol-
gen fortfallen, deuen andere Staaten durch das directe und gleiche Wahl-
recht verfallen sind. Ich will mich, meine Herren, auch nicht darüber aus-
SEt. Ver. S. 42.
Ratalien II. 3