Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band II (2)

438 Bundeokriegswesen. 
sammenhange steht, ist sehr kurz bemessen, sie ist zu kurz bemessen, um 
nützlich zu sein. Wenn ich auch gestern zugegeben habe, daß die Bestimmung 
der zehn Jahre nur so obenhin gegriffen worden sei, so muß ich doch be- 
merken, daß ein Zeitraum von vier Jahren viel zu kurz ist, um der Orga- 
nisation denjcenigen Abschluß zu geben, der nothwendig ist, um das Instru- 
ment tüchtig und brauchbar zu machen. Ich glaube keine Zndiecrretion zu 
begehen, wenn ich zu gleicher Zeit auf die Tractate hinweise, welche mit den 
Regicrungen der ehemaligen Reserve-Insanteriedivision geschlossen worden sind, 
die nach ihrer gegenwärtigen Lage keineswegs im Stande sind, den vollen 
Betrag ganz zu leisten, der gegenwärtig von den Verbündeten geleistet wer- 
den muß. Wie wir darüber hinwegkommen ohne Prägravatlon Preußens, 
das auseinander zu setzen bin ich gern bercit. Ich wollte nur bemerken, es 
sind sieben Jahre dazu erforderlich, und wenn wir in diesem Augenblick 
mit andern Deutschen Regierungen Verhaudlungen Über eine engere militai- 
rische Verbindung flhren, so brauchen wir auch für sic einc längere Frist, 
als in dem gestern angenommenen Forckenbeck'schen Amendement gestellt wor- 
den ist. Es ist eine Nützlichkeitsfrage, die ich in hohem Grade betonen muß, 
daß wir womöglich diese Frist auf sieben Jahre bemessen. In dieser wie 
auch in anderer Bezichung bekenne ich mich zu dem Inhalte des von dem 
Fürsten Solms eingereichten Amendements. Ich will übrigens keinen Zwei- 
fel lassen darüber, dah mit Ansnahme dieser Zeitbestimmung auch die ander- 
weitigen Amendements der Herren von Moltke, von Vincke, von Bennigsen 
mit dem Unter-Amendement Falk mir eine wesentliche Gefahr allerdings zu 
beseitigen scheinen, nämlich dic, nicht ins Leere zu fallen, eine Gefahr, die 
nach der gestern ersfolgten Annahme des Amendements Forckenbeck für mich 
vorhanden ist, trotz der von mehreren Seiten erfolgten Versicherung der An- 
erkennung der Rcorganksation. Meine Herren! Ich stehe dem Staudpunkt 
nicht sern, welcher die Behauptung auszustellen nicht nur gestattet sondern 
anregt, das constitutionelle Leben beruhe auf Compromissen. Ich bin auch 
in dieser Bezichung dahin geneigt, — nicht aber dazu, unsere, und des 
gemeinsamen Vaterlandes Interessen zu compromittiren. (Sehr 
wahr!) Ich bitte daher dringend, meine Herren, bei der Abstimmung über 
den vorliegenden Artikel sich dessen freundlichst zu erinnern, was ich Über 
diese Materie gesagt habe. (Lebhastes, wiederholtes Bravol) 
Cwesten.“') Meinc Herren, es ist nicht möglich rückhaltlos für oder 
gegen eine Sache einzutreten, wo viele Rücksichten und Interessen ver- 
schiedener und zum Theil entgegenstehender Art gegen einander 
spielen, wo nothwendig ein Ausgleich zwischen diesen Interessen und 
Rlcksichten gefunden werden muß. Aber wo ein Ausgleich zu suchen 
ist, da muß es einen Punkt geben, wo man sagt: bis hierher und 
) SEe. Ber. S. 601. 
 
	        
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