Artikel 62. Tweßten. 443
schaften würde sich also, wenn ich genau rechnen will, auf 199,000 belaufen,
also für die alten Preußischen Provinzen eine Ersparung von 700 im Ver-
gleich gegen früher. Aber, meine Herren, eine Friedensarmee von einem
Procent der Bevölkerung ist immer hoch gegrissen. Ich will nicht auf andere
Länder eingehen; in Deutschland haben die meisten übrigen Staaten außer
Preußen höchstens 1 bis # Procent wirklich präsent gehalten; denn man ist
ja bekanntlich weit unter den Ziffern, welche nach der Bundesverfassung ge-
halten werden sollten, zurückgeblieben. Darausf aber lege ich wenig Gewicht.
Darin haben Sie vollkommen Recht, meine Herren, aber in Preußen selbst
ist es ebenso. Sie sehen zwar in der Broschürc, von der neulich gesagt ist,
sie sei uns officiell mitgetheilt, — das glaube ich nicht, aber sie ist uns
wenigstens Allen mitgetheilt — „der Militairetat und die coustitntionelle
Doctrin“, eine Tabelle, nach welcher iu den früheren Jahrzehnten bis 1332
hin stets 1 Procent, oder mehr als 1 Procent berechnet worden ist. Meine
Herren, diese Broschlire ist in ihren thatsächlichen Angaben ebenso uurichtig,
als salsch in der Darstellung der politischen Vorgänge. In den Jahren von
1816—30 giebt sie als Bestand der Armee stets 130,000 Mann; in einem
Jahre, damit ich keinen Verstoß begehe, 200 weniger, sonst also immer
130,000 Mann. Ich habe damit die officiellen Data der Volkszählungen,
welche vom statistischen Bürcau veröfsentlicht worden sind, verglichen. Dort
finden sich ganz andere Ziffern für den wirklichen Bestand der Armee in den
zwanziger Jahreu. Im Jahre 1822 betrug die wirkliche Ziffer 117,600
Mann, 1825: 115,900, 1828: 116,600 also durchschnittlich 14,000 Maun
weniger, ale diese Tabelle angiebt; und daraus sehen Sie, daß auch schon in
den zwanziger Jahren wie später die Ziffer der Armee in Preußen stets
unter 1 Procent der Bevölkerung gewesen ist. Das eine Procent muß ich
also immer für ein hohes Maß crachten. Trotzdem bin ich weit eutsernt, diesen
Prorentsatz gegenwärtig bemängeln zu wollen. Was nun aber die Kosten
betrifft, so haben wir in Preußen vor der Reorganksation 1859 ein Militair-
budget von 31,600,000 Thalern gehabt. Nach der Reorganisation stieg dieses
auf 40—41,000,000, ausgenommen das schon erwähnte Jahr 1862, wo
das Budget auf 39,600,000 Thalern reducirt wurde. Für 1867 nun ist
mit Rücksicht auf wiederum einige neue Formationen der Armee und mit
Rücksicht auf die eingeführte Solderhöhung das Budget erhöht worden auf
44,000,000. Darin aber, meine Herren, steckt das Extraordinarium mit.
Das Ordinarinm betrug nur 41,600,000, währeud jetzt nach der ausdrücklichen
Erklärung des Herrn Kriegeministers nach dem Satz von 225 Thlr. auf den Kopf
der Monnschaften das Budget für die alten Prenßischen Provinzen auf beinahe
45,000,000 zu stehen kommt, und das außer dem Extraordinarium. In frühe-
ren Jahren, meine Herren, im Jahre 1862 kom, nach derselben Methode be.
rechnet, nämlich die ganzen Kosten der Militairverwaltung auf den Kopf oder
Manuschasten vertheilt, auf den Kopf 197 Thaler, also 28 Thaler weniger als
jetzt. Aus dieses Jahr will ich aber ausdrücklich kein Gewicht legen, weil damals