Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band II (2)

450 Bundeskriegewesen. 
Verausgabung bestimmt worden sind; also in den nahezu 44 Milllonen 
des Etats ist das Extraordinarium nicht enthalten, sondern nur 
das Ordinariumz; es ist also auch die Berechnung der individuellen Quote 
nicht vollständig richtig. Uebrigens bemerke ich bei dieser Gelegenheit, wie 
ich so eben schon einen Vorgeschmack bekommen habe von den Annehm- 
lichkeiten der Budgetberathung, wie die Herren sie beabsichtigen. 
Noch ehe das Budget festgestellt ist, hat der Herr Abgrordnete hier alle die 
Mängel im Voraus divinirt, welche sich vlelleicht in der Etatsaufstellung. 
siuden könnten. Wenn er auf den viel besprochenen Brief noch einmal 
zurückgekommen ist, um zu beweisen, daß solche Brlefe die Forderungen des 
Kriegsministers herabdrücken, so hat er in der That damit nichts gesagt. 
Meine Herren! Wenn Sie einen Blick in die Registraturen unserer Bureaus 
werfen könnten, so würden Sie finden, daß dergleichen Briefe, wie dieser be- 
rühmte oder berüchtigte (Helterkeit) — zu Hunderten geschrieben worden sind, 
und es kann auch nicht anders sein. Ich bin meiner Natur und meinem 
Amte nach auf das Begehren angewiesen, und der Herr Finanzminister auf 
das Verweigern (Heiterkeit) — und so wie zwischen Angebot und Nach- 
frage immer eine gewisse Wechselwirkung stattfindet, so findet auch hier eine 
Wechselwirkung statt zwischen dem Verlangen und dem Gewähren. Es kann 
also nach meiner Auffassung darin ganz und gar nichts Ueberraschendes lie- 
gen; das Pikante an der ganzen Sache war nur, dah der Brief gestoh- 
len war. (Heiterkeit.) 
von Blauckenburg (Naugard-Regenwalde).?) Meine Herren! Folgen 
Sie nicht den schönen Reden des Herrn Abgeordneten Twesten, 
der eben diesen Platz verließ, ich ruse Ihnen zu: „Schöne Reden, wackere 
Welt, Frau Wirthin, mein Frühstück!“ Wir wollen hier nichts weiter 
wie eine Mahlzeit für die Norddeutsche Armee, wir wollen nichts weiter 
als den Minimalsatz, ohne den dieselbe nicht herzustellen und nicht zu erhal- 
ten ist. Ich würde sehr gern auf das Wort versichten, wenn nicht der Herr 
Abgeordnete Twesten versucht hälte — denn dazu hat er doch geredet — die 
Versammlung zu überzeugen, daß der Beschluß, den er herbeigeführt zu sehen 
wünscht, ganz ungefährlich sei. Meine Herren! Glauben Sie ihm kein 
Wort hiervon! (Heiterkelt.) Es ist vollständig unrichtig, was er sich er- 
laubt hat Ihnen vorzuführeu. Wenn der Herr Abgrordnete Twesten Recht 
hätte, dann würde es allerdiugs ungefährlich sein, die Amendements von 
Forckenbeck statt der Gesetzesvorlage oder unserer Amendements anzunehmen. 
Dem ist aber nicht so. Er hat gesagt: „die constitutionelle Moral hat ihre 
Grenzen an dem bestehenden Gesetz, gewisse Dinge müssen bewilligt werden.“ 
Ja, meine Herren, wenn die Sache so würe, daß dann ein bestehendes Gesetz 
1871 da würe, dann ließe sich das hören, aber, meine Herren, es ist ja 
) Se. Ber. S. 605.
	        
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