452 Bundeskriegswesen.
Gelegenheit, um seinen Satz, daß eine bestehende Organisation durch Budget.
striche nicht gefährdet sei, zu beweisen, angeführt, es handelte sich damals bei
Entstehung des Couflicts nur um eine neue Einrichtung und nicht um die
Beseitigung einer Institution der bestehenden Organisation. Nun,
meine Herren, der Herr Abgeordnete hat wohl seine eigene Rede vom Jahre
1862 vergessen, in der er damals das Haus ermahnte, nicht die Armee auf-
zulösen, nicht einen Beschluß zu fassen, der ganz unausführbar
wäre! Meine Herren, dieses sein Citat war also nicht richtig. Diese so-
genannte neue Einrichtung war eben bereits die Armeeorganisation selbst, sie
bestand, und die Behauptung, daß sie nicht eine gesetzliche Basis hatte, ist
eine petitio principii, das heißt, der Herr Abgeordnete Twesten behauptet
es und ich bestreite es; ich will jetzt aber natürlich nicht darauf eingehen.
Meine Herren, ich glaube doch wirklich, daß Sie alle Ursache hätten, den
Compromiß, den der Abgeordnete von Forckenbeck uns angeboten hat, ehrlich
zu meinen. Rechnen Sie darauf, daß wir es ehrlich meinen, — und darum
sag'’ ich schon jetzt, meine Herren, daß ein solcher Compromiß, wie er ihn
angeboten hat, zwischen den Parteien — und er meint doch wohl die Par-
teien in diesem Hause und auch die künftigen Parteien im Landtage — daß
ein solcher Compromiß doch nur zu Stande kommen kann, wenn von bei-
den Seiten nachgegeben wird. Man muß dabei aber doch nicht mit un-
benannten Zahlen rechnen, meine Herren, sondern mit benannten. Nun bitte
ich doch den Herrn Abgeordneten, sich dieses Haus einmal anzusehen, ich bitte
ihn, sich einmal die Wählerkarte anzusehen, die uns in Farben nach den Par-
teien darstellt: wie groß da wohl der Raum im Preußischen Staate ist, der
setzt die blaue Farbe trägt! Meine Herren, wenn Sle wollen, daß Alle,
die unter dieser Farbe hier vertreten sind, mit Ihnen künftig bei der Schluß-
berathung stimmen, so machen Sie uns das auch möglich. Ich sitze nicht
in dem geheimen Rathe der Herrn Regierungscommissaire, ich weiß nicht,
welche Concessionen sie noch machen werden, aber ich sage Ihnen, daß wir
schon jetzt mehrere Punkte haben, die bereits die Majorität des Hauses an-
genommen hat, die, wenn sie im letzten Verfassungsentwurfe stehen bleiben,
uns zwingen werden, gegen das Ganze za stimmen! (Lebhaftes Bravok rechts.
Ohlt oh links. Große Unruhe.) Also, meine Herren, rechnen Sie mit be-
nannten Zahlen, lassen Sie die Punkte fallen, die anzunehmen uns unmög-
lich ist. Bei der uns jetzt beschäftigenden Militairfrage ist es uns aber un-
möglich nach unserer Meinung, mit 1871 die Norddeutsche Armee in das
Vacuum fallen zu lassen. (Bravo! rechts.) Die Herren haben mich Alle
nicht überzeugt, welche das Gegentheil vertheidigt haben; indessen die Zeit
verhindert mich, noch einmal darauf einzugehen, und ich behaupte, daß Sie,
die Sie in der erwähnten Karte die grüne Farbe tragen, — daß die Na-
tional-liberale Partei in ihrer großen Mehrheit noch viel mehr moralisch
verpflichtet ist, dafür zu sorgen, daß etwas zu Stande kommt, els wirl!
(Sehr richtig! rechts) Denn, meine Herren, erstlich sind Sie in großer Anzahl