Artikel 62. Blanckenburg. 453
hier, und zweitens, sind Sie gewählt mit dem ausdriccklichen Mandate,
die Mission des Grafen Bismarck zu unterstützen! (Sehr richtig!
rechts. Widerspruch und Heiterkeit links.) Meine Herren! Ihr Programm
hat mir persönlich vielen meiner Freunde unsere Wahl sehr erschwert, weil
man behauptete, wir könnten die Politik des Grafen Bismarck gar nicht
unterstützen, Sie aber sind dozu gewählt, Sie haben also auch die Verant-
wortung (Ohl oh! links.) — Ich will hoffen und annehmen, daß Sie wirk-
lich hier noch bis zum Schluß als Partei zusammenbleiben, als elnheitliche
Nationalliberale, und daß Sie nicht demnächst auseinandersallen in
Nationale und Liberale. (Große Heiterkeit und Widerspruch links.) Die
Arme, um die Liberalen zu empfangen, die sind schon ausgebreitet (nach der
äußersten Linken zeigend), da sitzen sie schon, da können Sie alle Tage kom-
men (Stürmische Heiterkeit); die werden zusammen mit Ihnen gehen, sobald
es dem Abgeordneten für Wolmirstedt, der das Amendement gestellt hat, von
dem ich hoffe und erwarte, daß er jetzt die Führung der Fraction Übernom-
men hat, — sobald es ihm nicht gelingen wird, sie zusammen zu halten! Der
Abgeordnete Lasker hat neulich hier gesagt, es wäre ihm ummöglich, Erllä-
rungen der Staatsregierung auf seine Abstimmung wirken zu lassen, wenn
sie ihn nicht über zeugt hätte. Der Führung der auswärtigen Politik des
Grasen Biemarck, meine Herren, der wollte er folgen, das Aeußere des
Grafen Biemarck, das gefiele ihm sehr (Große Heiterkeit), aber von dem
Innern wollte er nichts wissen! (Wiederholte große Helterkelt.) Nun srage
ich Sie, was treiben wir denn hier jetzt, welches Werk sollen wir denn zu
Stande bringen? Wir sollen zu Staude bringen das Werk, welches die Diplo-
matie des Grasen Bismarck vorzugsweise zu Stande gebracht hat bei dem
treuen und ehrlichen Entgegenkommen unserer Bundesgenossen! Gerade speziell
dleser Artikel 58 enthält die Zahl 225 Thaler, die geleistet werden sollen
durch den ganzen Norddeutschen Bund pro Kopf der gemeinsamen Armee!
Meine Herren, ich behaupte, recht eigentlich diese Zahl, dieser Artikel, das ist
der practische Niederschlag der Diplomatie des Grafen Bismarck! (Helter-
keit.) Das ist das Endresultat des letzten Sommers. Also, meine Herren,
warum wollen Sie Ihre Werke nun nicht mit der That wahr machen? Was
kann das Alles helsen — alles heiße Reden und alle frommen Wünsche,
wenn man nachher mit „Nein" hinterher hinkt! Ich habe das erste Mal,
als ich hier sprach, gesagt, wenn Sie ein einstimmiges Votum ab-
geben wollten, wür de es in Paris verstanden werden! Damals war
die Wolke noch nicht am Himmel, die wir seitdem haben aufsteigen sehen;
ich erinnere Sie daran nochmals! Als wir die Begründung jener patriotischen
Interpellation") gehört haben, und doran das Deutsche Nationalbewußtsein sich
hier stärkte, dasür einzutreten, daß ung kein Zoll Deutscher Erde, wie es in
jener stolzen Rede heißt, genommen werden sollte, da wußte das patriotische
Herz der Stenographen gor nicht mehr, wie sie die rauschenden Bravo's u. s. w.
. eben Sd. U. S. 82 söe. Anm.