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können werden, hier nochmals auf die Bundeskriegsversassung, resp. auf die
Finanzen, die der Bundeskriegsverfassung zu Grunde zu legen sind, zurlick-
zukommen. Es ist bei der Discussion über die Bundeskriegsversassung von
verschiedenen Herren, die früher die Reorganisation bekämpft haben, laut aus-
gesprochen worden, daß sie dieselbe nunmehr anerkennen, daß sie dieselbe fest
und unerschütterlich der künfilgen Heeresverfassung zu Grunde gelegt wissen
wollen. Dieselben Herren haben weiter ausgeführt, daß wenn der Etat für
die Bundeskriegsverfassung jährlich festgestellt wird, und selbst in dem Fall,
daß eine Uebereinkunft zwischen den Bundesreglerungen und dem Reilchetag
nicht zu Stande kommt, — dann darf kein Vacuum entstehen, sondern indem
die sämmtlichen Gesetze, auf denen die Heeresorganisation beruhe, in Kraft
bleiben, es sich denn doch immer nur um eine unwesentliche Disserenz han-
deln könne. Es haben ferner dieselben Herren erklärt, daß gerade die Bundes-
kriegsverfassung der wesentlichste und wichtigste Theil des ganzen Versassungs=
werkes sei. Nun, meine Herren, wenn dem so ist, wenn also nach Ihrer
eigenen Auffassung eigentlich der Spielraum, um den sich sowohl — um
das hier wieder beiläufig anzusühren — die Friedensprüsenzstärke, als die
Ausgaben für das Kriegswesen bewegen, gewissermaßen nur ein wesentlicher
ist, warum wollen Sie denn nicht diesen wesentlichsten und wichtigsten Theil
der Verfassung auf unerschütterlichen Grundlagen seststellen, warum wollen
Sie, ich will nicht sagen die Existenz, aber doch die Krast und Stärke des
Bundesheeres auf diese Weise Schwankungen aussetzen? Ich glaube, meine
Herren, daß Sie bereit sein sollten und müßten, in dleser Beziehung unserm
Princip die Concession zu machen, daß Sie die Ausgaben für das Bundes-
kriegswesen auch nach der Periode, die Sie frllher bestimmt haben, fortbe-
stehen lassen, wenn nicht im Wege der Bundesgesetzgebung darüber eine auder-
weitige Vereinbarung zu Stande kommt. Meine Herren, es ist früher hier
gesagt worden, es würden die Conflicte, wie wir sie in Preußen in der
jüngsten Zeit erlebt haben, nicht wiederkehren. Allein wenn auch von jenen
Herren, die sich jetzt zu dieser Ausicht bekehrt haben, die während sie früher
die heftigsten Geguer der Reorganlsation waren, nunmehr dieselbe als heil-
sam anerkennen, erwartet werden kann, daß sie künftighin auf demselben Boden,
den sie in den letzten Tagen als den richtigen erkannt haben, stehen bleiben
werden, wer bürgt daslr, daß nicht in der Zukunft unsere Nachfolger den-
noch wieder auf die früheren Ideen zurlckkommen? Wer bürgt dafür, daß
nicht später noch höhere Ansorderungen gestellt werden müssen und daß dann
auch der Widerstand von Neuem entflammen werde? Meine Herren, wir
können es nicht bestreiten, daß in den letzten Jahren die Entwickelung Deutsch-
lands und namentlich Preußens auf allen Gebieten eine ungemein reiche ge-
wesen ist, daß Bildung und Wohlstand sich ungemein gehoben haben, und
dennoch ist es mir sehr wohl im Gedächtuiß, daß ein großes Rheinisches
Blatt, dem im Uebrigen der Patrlotismus nicht abgesprochen werden soll,
Artikel um Artikel brachte, worin dargestellt wurde, Preußen stöhne unter