Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band II (2)

Ariilel 20. 21. Windihorst. 41 
hundert so unendlich viele Veränderungen der traurigsten Art gesehen haben, 
so ist der wesentlichste Grund davon der gewesen, daß man dort die 
Aristokratie vernichtet hat. Nun frage ich, wenn wir kein Oberhaus 
schaffen, in dein der Aristokratie ein sicherer Platz zugewiesen ist, werden wir 
sicher sein, daß sie dauernd dlejenige Vertretung findet, welche sie haben muß? 
Es hat ein Herr, der vor mir sprach, geglaubt, daß die letzten Wahlen 
ja genhgende Elemente gebracht haben, waren deun die Herren auch 
im Jahre 1848 genügend vertreten, und wer sagt ihnen, daß 
man immer wählen wird unter dem Ein druck der gewaltigen 
Siege, die in Böhmen errungen worden sind? Nein, meine Herren, 
Ihre Plätze find nicht versichert. Dennoch halte ich dafür, daß 
Sie als die Repräsentanten der Stabilität und des conservativen Ele- 
mentes im Staate nothwendig da seln müssen. Sie mlissen deshalb 
in einem Oberhause elnen sichern und dauernden Platz haben, damit Sie 
nicht etwa gezwungen sind, um Ihre Wiederwahl zu slchern, augen- 
blicklichen Zeitströmungen über dasrichtige Maß hin zu huldi- 
gen. Ich will von Ihnen, daß Sie nach oben und nach unten immer 
den Schild festhalten und halten könuen. Das können Sie nicht, wenn 
Sie nicht eine gesicherte Vertretung in einem Oberhause haben. Darum 
habe ich geglaubt, daß der Abgeordnete Zachariae aus Göttingen den Dank 
und nicht den Hohn des Vertreters der conser vativen Partei ver- 
diente, als er seinen Antrag elnbrachte. Man hat gesagt, wenn man ein 
Oberhaus wolle, möge man auch gleich Vorschläge Über die Vildung 
desselben machen. Wenn beliebt werden sollte, daß diese Bildung 
aus der Jultiative des Hauses hervorgehe, so würde man wohl 
im Stande sein, einen derartigen Vorschlug zu machen, und zwar um so 
leichter, als ein Thell der Rechte, die ihm in der Vundesaete ge- 
schützt waren, alsdann sofortige Berllcksichtigung finden könute. Die Deut- 
schen Standesherren hotten dort bestimm te Rechte, hier scheinen sie ver- 
gessen und ich glaube, daß in ihnen ein starkes Element für ein Oberhaus 
gegeben wäre. Wenn aber der Abgeordnete Zacharlae nicht mit elnem Vor- 
schlage aus sich heraustrat, huldigte er dem gewiß richtigen Grundsatze, daß 
die Initiatlve in solchen Dingen zweckmäßig von den Regierun- 
gen auszugehen habe, und daß wir dann überlegen müssen, wie welt 
man mit ihnen sich zu vereinigen im Stande. Will man aber dilese 
Inktiative der Regierungen nicht, nun so wird es allerdinge — 
und ich denke unfre Lawlords von der Geschäftsordnung werden dem nicht 
entargentreten — auch unschwer möglich sein, diesen Punkt in einer 
zu bestellenden Commission mit den Herren Commissarien der 
Regierungen in Ordnung zu briugen Wolle man nur ein Ober- 
haus, wir werden es finden. Glücklich ist Deutschland, daß es der 
Elemente genug besitzt, ein solches herzustellen. Ich empfehle Ihnen 
dies im Juteresse des monarchischen Prineips und der conservativen Interessen
	        
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