550 Bundesfinanzen.
geben wollen, (links: Unruhe. Ruf: Zur Sache! rechts Ruf: ruhlg!) dann
weise ich das im Namen meiner politischen Freunde mit voller Eutschieden-
helt und mit dem Bemerken zurück, daß, wenn wir uns unterscheiden, wir
uns höchstens so unterschelden können, daß der Herr Graf Bethusy-Huc die
Rechte des Volkes, wie ihm das schon Seltens der Herren Duncker und
Waldeck attestirt ist, in deren Formulirung will, wir uns aber niemals dazu
verstehen werden und verstehen können, die Volksrechte in dieser Formulirung
auf umsere Fahne zu schreiben. Meine Herren! Wir wissen auch, was Volks-
rechte und was Volkswille sind, wir wissen aber auch, daß in Preußen die
Dinge bls jetzt glücklicherweise noch so stehen und gestanden haben, daß, wenn
einmal ein Zweifel gewesen ist, was der eigentliche Wille des Preußi-
schen Volkes war und gewesen st, schließlich aus solchen Differenzen stets die
Krone Preußen als Siegerin herausgegangen ist, und dles ist auch in der
neuesten Zeit der Fall gewesen. Meine Herren, nicht jedes Parlament,
nicht jeder Reichstag veritritt in jedem Augenblick die wahre
Meinung des Volkes, man kann die Meinung des Volkes auch
verfälschen (Zustlmmung links und rechts) und deshalb wollen wlr
unserersseits nicht die Rechte des Volkes preisgeben, sondern
wollen verhindern, daß, wie der Herr Dr. Gneist ausgesprochen hat,
nicht der willkürliche Absolutismus einer beliebigen vorüber-
gehenden Volksvertretung Über die unverrückbaren und dauernden
Grundlagen unseres Staates entscheiden und damit die Existenz
unseres Vaterlandes in Frage gestellt werden kann. (Bravekl
rechts.) Wir wollen uns auch mit Ihnen streiten, wir wollen und fehr
ernsthaft mit Ihnen Über das Budget streiten, aber wir wollen keinen
verfafsungsmäßigen Zustand etabliren, wo dieser Streit und
Zank stattfindet an einem Abgrunde; wir wollen einen Zustand haben,
daß dieser Streit vor sich gehen kann, ohne die Lebensbediungungen
unseres Vaterlandes zu alteriren, oder mit anderen Worten, daß er sich
in den gesetzlichen Grenzen bewegt, die nach beiden Seiten hin einen Miß-
brauch der Gewalt gleichmäßig ausschließen. Sie wollen nur nach der
einen Seite den Ausschluß, Sie wollen den Mißbr#auch der Gewalt
der Regierung ausschließen, und weisen jede Beschränkung der
eigenen Willkür und des eigenen Absolutismus zur Ück. (Sehr richtig!
rechts.) Das nennen wir kein Volksrecht, sondern Verrath an
den Lebensbedingungen unseres Vaterlandes. (Bravol rechts.)
Wiggers (Berlin).?) Meine Herren! Ich werde dem Vorredner
nicht auf das perfönliche Gebiet folgen, auf welches derfelbe sich ver-
irrt hat, und darum auch meinen hochverehrten Freund Waldeck nicht
weiter in Schutz nehmen. Ich glaube, daß bei solchen Angriffen
allmälig die parlamentarische Discussion aufhören würde. (Sehr
*“) St. Ber. S. 651.