Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band II (2)

620 Berhälmiß zu Süddeutschland. 
esse, (Erneucter Widerspruch rechts) daß die Stärkung der Hohenzol- 
lernschen Hausmacht damit bezweckt wordeu ist. (Lebhafter Wider- 
sproch rechts.) 
präsident: Meine Herren! Lassen Sie doch den Herrn Redner ruhig 
zu Ende reden und widerlegen Sie ihn nachher! 
Gebdel sortsahrend. Meine Herren, wenn Sie diesen Bund näher 
betrachten, so werden Sie mir zugeben müssen, daß dieses Ver hältniß 
der Kleinstaaten zu Preußen ein ganz abnormes ist, daß dieser 
Bund nur Groß-Preußen ist, umgeben von einer Anzahl Vasallen- 
Staaten, deren Regierungen nichts weiter als Generalgouverneure 
der Krone Preußen sin d. (Lebhafter Widerspruch rechts.) Meine Herren, 
hätte die Preußische Regierung wirklich die Absicht, die Süddeutschen Staaten 
mit in das Bundesverhältnih hinein zu ziehen, so sehe ich wahrhaftig keinen 
vernünstigen Grund, der sie daran verhindert hätte. Man hat allerdings 
eingewendet, daß die Europcdischen Verhältnisse ein solches Verhältniß nicht 
zulassen, daß der Prager Friedensvertrag dies verhindere. Meine Herren, 
bei mir gelten diese Einwände nichts, denn welche Großmächte sind es denn, 
welche gegen die Elnigung von Nord= und Süddeutschland sind? Doch schließ- 
lich nur Frankreich und auf Grund des Prager Friedensvertrages Oesterreich. 
Die Gründe, welche Frankreich veraulassen könnten, gegen eine solche 
Einigung aufzutreten, liegen doch hauptsächlich nur darin, daß eine der- 
artige bundesstaatliche Einigung, welche die Machtverhältnisse derartig in 
Deutschland verändert, im Falle einer aggressiven Politik von seiner Seile 
ihm einen Damm entgegen setzen könnte, den es schwerlich bewältigen kann. 
Also meine Herren, es find ausschließlich die Machtverhältnisse, welche Frank- 
reich bewegen, eine Einigung Deutschlands mit Mißtrauen zu beobachten. 
Nun ist aber doch der Fall eingetreten, daß gerade dasjenige, was Frankreich 
befürchtet, durch die Militärconvention mit den Süddeutschen Staaten erreicht 
ist. Durch die Militärconvention ist so gut wie durch die bundesstaatliche 
Einigung Preußen vollständig die Macht über die Süddeutschen in die Hand 
gegeben, und ich sehe also auch nach dieser Seite hin nicht den allermindesten 
Grund ein, den Frankreich haben sollte, nachdem es sich wohl oder übel dieser 
Thatsache hat sügen müssen, gegen die Bildung eines Süddeutschen Bundes 
in die Schranken zu treten. Wenn das aber wirklich geschehen sollte, dann 
meine ich wird hierin wohl dasselbe gelten, was neulich von Luxemburg hier 
gesagt worden ist: daß ganz Deutschland wie Ein Mann sich erheben und 
eine derartige Einmischung in die innern Angelegenheiten Deutschlands zurück- 
weisen wird. Es bleibt nunmehr noch der zweite Punkt, der Prager Friedens- 
vertrag, welcher nur eine internationale Einigung zwischen dem Norden 
und Süden Deutschlands zulößt. Ja, meine Herren, wer hat denn den 
Prager Friedensvertrag vorgeschrieben? Doch nur Preußen. Hätte Prenhm 
wirklich eine Einigung Süddeutschlands wenn auch in späterer Zeit anstriben
	        
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