Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band II (2)

Arlikel 79. Weber. 623 
als einem Anhänger dieser Partei ausgesprochen worden sind. Diese grob= 
deutsche Partei hat immer für die Ansicht geschwärmt, der Preußische Staat 
mösse zerstückelt werden, es solle wwar ganz Deutschland geeinigt werden, aber 
auf Grund einer Föderativrepublik. Diesem Traume stand nun nattrrlich 
die Preußische grohe Macht entgegen, darum war ihr Haß vorzüglich gegen 
Preußen gerichtet, darum ging ihr Bestreben dahin, den Preußischen Staat 
erst in seine einzelnen Theile aufzulösen, weil es nur dann möglich gewesen 
wäre, für ganz Deutschland die Föderativrepublik herzustellen. (Hört! hört!) 
Meine Herren, man sollte glauben, daß nach den Erfolgen des vorigen Jahres, 
man sollte glauben, daß nach den politischen Schritten, nach der Art und 
Weise, wie man den militärischen Erfolg auch politisch ausgebeutet hat, es 
für einen politischen Mann unmöglich wäre, an diesem Traume festzuhalten; 
(Sehr richtig!) ich sollte glauben, daß die Geschichte und die Thatsachen diese 
Herren eines Besseren Überzeugt hätten, — wir sehen aber, daß es auch in 
dieser Beziehung Doctrinairc giebt, die Rlchts lernen und Nichts vergessen. 
(Sehr gut! Lebhaftes Bravol) Wenn der Herr Redner gesagt hat, daß 
Preußen ein solches Uebergewicht im Bunde habe, daß es unmöglich sei, daß 
die Übrigen Staaten eine selbstständige Stellung im Bunde dagegen einnehmen 
könnten, so ist das doch nur ein factisches Verhältniß, was wir nicht ändern 
lönnen, ein Verhlältniß, was ich meines Ortes aber auch durchaus nicht be- 
daure. Es ist eine Möglichleit, — das läßt sich nicht verhehlen — daß 
diese Umstände früher oder später zum Einheitsstaate führen, das kann doch 
aber nicht uns veranlassen, darauf hinzuwirken, dabß dieser große Staat ab- 
danke, daß er gewissermaßen eine Stellung einnehmen sollte, durch welche er 
den Ubrigen Staaten gleich würde. (Sehr gut! Sohr richtig)) Wenn der 
Herr Redner ferner gemeint hat, es wäre die Absicht der Preußischen Re- 
gierung gewesen, Stlddeutschland nicht in diesen Bund hineinzuziehen, ja, 
meine Herren, dann schlägt er ja der geschichtlichen Wahrhelt völlig ins Ge- 
sicht. Er behauptet, es wäre der Preußischen Regierung im vorigen Jahre 
möglich gewesen, auch sofort Süddeutschland zu erobern und es in derselben 
Weise zu verelnigen, wie es mit Norddeutschland geschehen ist. Nun, es 
wäre Überflüssig, wenn ich noch auseinandersetzen wollte, daß diese Behanp- 
tung grundfalsch ist. Der Herr Ministerpräsident hat dieses bekauntlich in 
der letzten Preußischen Kammersitzung in einer ebenso klaren als bedeutenden 
Rede so überzeugend auseinandergesetzt, daß kein Mensch, der die Rede ge- 
hört hat, daran zweifeln kann, daß es, wenn man nicht damals alle Erfolge 
wieder aufs Spiel setzen, wenn man nicht die ganze Existenz, sowie die schon 
gewonnenen Triumphe wieder gefährden wollte — daß es unmöglich war, 
damals weiter zu gehen, als Preußen gegangen ist; er hat erklärt, daß er 
eine kühne Politik geflhrt habe — bis an die äußerste Grenze, — und das 
hat er auch! (Lebhaftes Bravol) Allerdinge hat die Französische Inter- 
vention es verhindert, doß man nicht in Sliddeutschland weiter gegangen ist; 
daß es nun aber nicht die Absicht der Preußischen Reglerung ist, Überhaupt
	        
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