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als einem Anhänger dieser Partei ausgesprochen worden sind. Diese grob=
deutsche Partei hat immer für die Ansicht geschwärmt, der Preußische Staat
mösse zerstückelt werden, es solle wwar ganz Deutschland geeinigt werden, aber
auf Grund einer Föderativrepublik. Diesem Traume stand nun nattrrlich
die Preußische grohe Macht entgegen, darum war ihr Haß vorzüglich gegen
Preußen gerichtet, darum ging ihr Bestreben dahin, den Preußischen Staat
erst in seine einzelnen Theile aufzulösen, weil es nur dann möglich gewesen
wäre, für ganz Deutschland die Föderativrepublik herzustellen. (Hört! hört!)
Meine Herren, man sollte glauben, daß nach den Erfolgen des vorigen Jahres,
man sollte glauben, daß nach den politischen Schritten, nach der Art und
Weise, wie man den militärischen Erfolg auch politisch ausgebeutet hat, es
für einen politischen Mann unmöglich wäre, an diesem Traume festzuhalten;
(Sehr richtig!) ich sollte glauben, daß die Geschichte und die Thatsachen diese
Herren eines Besseren Überzeugt hätten, — wir sehen aber, daß es auch in
dieser Beziehung Doctrinairc giebt, die Rlchts lernen und Nichts vergessen.
(Sehr gut! Lebhaftes Bravol) Wenn der Herr Redner gesagt hat, daß
Preußen ein solches Uebergewicht im Bunde habe, daß es unmöglich sei, daß
die Übrigen Staaten eine selbstständige Stellung im Bunde dagegen einnehmen
könnten, so ist das doch nur ein factisches Verhältniß, was wir nicht ändern
lönnen, ein Verhlältniß, was ich meines Ortes aber auch durchaus nicht be-
daure. Es ist eine Möglichleit, — das läßt sich nicht verhehlen — daß
diese Umstände früher oder später zum Einheitsstaate führen, das kann doch
aber nicht uns veranlassen, darauf hinzuwirken, dabß dieser große Staat ab-
danke, daß er gewissermaßen eine Stellung einnehmen sollte, durch welche er
den Ubrigen Staaten gleich würde. (Sehr gut! Sohr richtig)) Wenn der
Herr Redner ferner gemeint hat, es wäre die Absicht der Preußischen Re-
gierung gewesen, Stlddeutschland nicht in diesen Bund hineinzuziehen, ja,
meine Herren, dann schlägt er ja der geschichtlichen Wahrhelt völlig ins Ge-
sicht. Er behauptet, es wäre der Preußischen Regierung im vorigen Jahre
möglich gewesen, auch sofort Süddeutschland zu erobern und es in derselben
Weise zu verelnigen, wie es mit Norddeutschland geschehen ist. Nun, es
wäre Überflüssig, wenn ich noch auseinandersetzen wollte, daß diese Behanp-
tung grundfalsch ist. Der Herr Ministerpräsident hat dieses bekauntlich in
der letzten Preußischen Kammersitzung in einer ebenso klaren als bedeutenden
Rede so überzeugend auseinandergesetzt, daß kein Mensch, der die Rede ge-
hört hat, daran zweifeln kann, daß es, wenn man nicht damals alle Erfolge
wieder aufs Spiel setzen, wenn man nicht die ganze Existenz, sowie die schon
gewonnenen Triumphe wieder gefährden wollte — daß es unmöglich war,
damals weiter zu gehen, als Preußen gegangen ist; er hat erklärt, daß er
eine kühne Politik geflhrt habe — bis an die äußerste Grenze, — und das
hat er auch! (Lebhaftes Bravol) Allerdinge hat die Französische Inter-
vention es verhindert, doß man nicht in Sliddeutschland weiter gegangen ist;
daß es nun aber nicht die Absicht der Preußischen Reglerung ist, Überhaupt