Actilel 79. Miauel. 631
ren Cntwickelung des Staatslebens in Preußen hat in Siddeutschland stets
Bedenten und Furcht obgewaltet, daß durch einen Anschluß an und ein Theil
der verfassungsmäßigen Freiheitsrechte der Süddeutschen Staaten gefährdet
werden würde; und wir wollen so ehrlich sein, es offen zu gestehen, daß zu
jenen Befürchtungen in der Entwickelung unserer inneren Verhältnisse wohl
Anlaß gegeben ist. (Bravol links.) Dieses Bedenken haben wir zu über-
winden und die Sliddeutschen werden sich, gedrängt durch die mächtigsten
materiellen Interessen und durch die nationalen Sympathlen, gewiß am ersten
mit uns vereinigen. Sie selbst, meine Herren, können durch die Aufnahme
der nöthigsten constitutionellen Garantien in unsere Verfassung das Meiste dazu
thun, um die Agitation im Süddeutschen Volk für den Anschluß an den
Rorddeutschen Bund zu stärken und zu kröftigen. (Bravol) Geben Sie,
meine Herren, die Erklärung ab, welche meine Freunde und ich Ihnen vor-
schlagen! Sie halten den Beitritt frel, als ein jedem Deutschen Lande zu-
stehendes Recht. Geschieht er, dann ist durch ein Bundesgesetz anzuorduen,
welche Aenderungen rücksichtlich der Zahl der Vertretung u. s. w. in der
Bundesverfassung nothwendig werden, womit die Mitwirkung aller gesetzge-
benden Factoren des Bundes gewahrt ist. Aber nicht in die Hand des
Bundespräsidiums allein soll das gelegt werden: es soll ein Recht aller ge-
trennten Deutschen Stämme sein, sich mit uns zu vereinigen — ein heili-
ges, unveräußerliches Recht unserer Nation! (Bravol)
Mienel (Oenabrück)“) Meine Herren! Der Antrag, den meine
Freunde und ich gestellt haben, geht nicht her vor aus Mißtrauen
gegen die Preußische Regierung. Wir glanben nicht, daß es nothwendig
ist, die Preußische Regierung, wie sie heute vor uns steht, auf dem Wege
der nationalen Politik weiter zu drängen. Wir haben das Vertrauen aus
den Thatsachen der Vergangenheit geschopft, daß die Politik der Preußischen
Regierung auch in der Zukunst eine wahrhaft nationale sein wird. Meine
Herren, erlauben Sie mir, zuvörderst einige Worte zu erwidern auf die
Aeußerungen des Abgeordneten Bebel. Er hat gemeint, es bestehe die Auf-
gabe, welche die Preußische Regierung sich stelle, in der Begrlindung eines
Norddeutschen Militairstaats. Er hat bedauert, daß der Norddeutsche Bund
den Rechten der kleinen Fürsten einen so gewaltigen Abbruch thue, daß sie
reducirt würden zu der beklagenswerthen Stellung von Preußischen Militär-
Gouverneurs. Meine Herren, wir von der nationalen Partel, wenn wir
was zu bedauern hätten in dem Verhältniß der Preußischen Regierung zu
ihren Bundesgenossen, so würden wir nur bedauern, daß dieselben nicht noch
mehr Souveralnetätsrechte zu Gunsten der Nation haben aufgeben können,
(Sehr richtig!)) so würden wir nur bedauern, daß die Königlich Preußische
Regierung mit einer nach meiner Ueberzeugung vlelleicht zu weit gehenden
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