Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band II (2)

Artilel 32 (Didien). Bennigsen. 687 
von Beninsen.) Meine Herren, ich habe meine Abstimmung, 
welche ron der in der Vorberathung abweichen wird, mit einigen Worten 
zu motiviren. (Unruhe links.) Es ist nicht meine Absicht, die Frage jetzt 
sachlich noch einmal zu discutiren. Ich nehme an, daß jedes Mitglied des 
Hauses eine bestimmte Ansicht über diese Frage aus den letzten Berathungen 
gewonnen hat, sonst würde ich wohl Veranlassung haben, aus den Aeußerungen 
der Herren Vorredner und namentlich des letzten Herrn Redners auf die Frage 
zuruckzukommen. (Beifall.) Ich will nur im Vorllbergehen erklären, 
daß ich die Vorlage der Regierungen nach ihrem Sinne dahin auf 
fasse, daß durch dieselbe das Zahlen ein er Entschädigung an einen 
Abgeordneten aus Privatmitteln nicht ausgeschlossen werden 
sollte noch ausgeschlossen werden könnte. Ich würde es aller- 
dinge für wünschenswerth halten, wenn von Seiten des Herrn Vor- 
sitzenden der Bundescommissarien in dieser Hinsicht noch eine 
Erläuterung erfolgte. Wenn ich, abweichend von meiner früheren 
Abstimmung, und — wie ich annehme auch berechtigt bin zu erklären — eine 
gr ößere Zahl der mir am nüchsten stehenden politischen Freunde 
heute für die Vorlage der Regierung stimmen werde, so sind es nicht 
innere Gründe, sondern lediglich äußerliche der Frage des Zu- 
standekommene oder Scheiterns des ganzen Verfassungswerkes. 
Ich halte es für ein gang bedenkliches Experiment, daß in einem 
Deutschen Parlamente die Diäten beseitigt werden sollen. Meine Herren, 
ich weiß nicht, welche Folgen davon für den Reichstag hervorgehen sollen; 
ich halte diese Folgen für durchaus unberechenbar und ich habe es daher 
sehr beklagt, daß von Seiten der Regierung ein solches Gewicht auf diese 
Frage gelegt wird. Ich habe aber aus den Aeußrrungen bei verschiedenen 
Punkten sowie aus Allem, was ich Gelegenheit gehabt habe, in den letzten 
Wochen in Erfahrung zu bringen, mir das feste Urtheil bilden müssen, daß 
bei dieser Frage die Regierung nicht nachgeben will, daß es sich also hier 
um einen Punkt handelt, wo es darauf ankommt, ob die Verfassung zu 
Stande kommen oder scheitern soll. Und wenn die Sache so liegt, so muß 
ich mir die Frage stellen, ob wir in der Lage sind, wegen eines einzelnen 
wenn auch noch so erheblichen Punktes abermals in Deutschland den Ver- 
such, eine Berfassung zu begründen, zu Grunde gehen zu lassen. Ich für 
meine Person will die Verantwortlichkeit dafür nicht übernehmen. (Bravo!t 
rechte.) Zunächst haben die verbündeten Regierungen die Verantwortlichkeit, 
daß sie die Diätenfrage zu einer solchen Höhe, zu einer Frage von so außer. 
ordentlicher Bedeutung heraufgeschraubt haben. Ich hoffe von den nächsten 
Johren, daß es möglich sein wird, im Reichstage über die Bewilligung der 
Diäten im Wege der Gesetzgebung eine andere Bereinbarung zu treffen. Wenn 
aber jetzt die Frage zur Entscheidung kommt: entweder die Diäten werden 
*n) S1. Ver. S. 708.
	        
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