Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band II (2)

700 Schlußberathung. 
der wesentlichsten Punkte noch in der letzten Minute nachzugeben und mit 
den Sicherheiten sich zu begnügen, welche reichlich gewährt sind. Nur der 
Herr Abgecordnete für Hagen hat die schöne Ausgabe für sich ausgespart, 
einen Widerspruch gegen dieses allen Seiten zusagende Compromiß zu er- 
heben. Meine Herren! Der Herr Abgcorduete für Hagen hat seine Rede 
damit begonnen, daß die Bundescommissarien gestern erklärt hätten, es müsse 
die Friedensstärke nach dem Amcudement des Grasen Stolberg oder nach 
einem Amendement gleichen Inhalts zugegeben werden, sonst sei das ganze 
Werk unanuchmbar. Ich habe gestern sehr genau den Auslassungen des 
Herrn Präsidenten der Bundcscommissarien gelauscht und habe den Eindruck 
davon getragen, daß keine solche Erklärung darin enthalten war, sondern 
daß der Herr Gras Bismarck bloß allgemein für den zukünftigen Fortbe- 
stand der Armee ausreicheude Sicherheiten gesordert hat. (Rus aus dem Cen- 
trum: Ja, ja. Das ist richtig!) Hinein interpretirt hat heute der Herr 
Abgeorduete für Hagen, daß diese Sicherheit nur in dem Amendement 
des Grasen Stolberg enthalten sei. Er hätte aber hinzusetzen sollen, daß 
dieses seine Ausicht ist und hätte seine Ansicht nicht für die Erklärung der 
Bundescommissarien ausgeben sollen. Aus mich würde in diesem Falle eine 
Erklärung nach dieser oder der anderen Seite hin keinen Einfluß ausüben. 
Sie wissen, meine Herren, daß ich, wenu meine Ueberzeugung feststeht, mir 
ans Strömungen nach rechts und links sehr wenig mache. Ich habe mich 
nicht gescheut, die Reorganisation mit ausdrücklichen Worten als erster Red- 
ner hier anzuerkennen, aus dem Grunde, weil ich gemeint habe, daß die 
Thatsachen nun einmal feststehen und sich durch unsere Beschlüsse nicht weg- 
interpretiren lassen, und daß es besser ist, in der parlamentarischen Debatte 
Alles klar und deutlich zu stellen, als mit einem Dunkel die Gegenstände 
zu verhüllen, und den Irrthum zu nähren, als ob in Zukunft noch debattirt 
werden könnte, was nicht mehr zu debattiren ist. Aber, meine Herren, was 
gesund und krästig ist im Verfassungsleben, einen frischen, grünen Zweig 
will ich mir nicht abschneiden lassen, weil es einigen Herren gefallen mag, 
nur unter dieser Bedingung für die Verfassung zu stimmen oder befriedigt 
nach Hause zu gehen. Ich werde als äußerste Grenzlinie festhalten 
am Budgetrecht des Preußischen Landtages, nachdem wir die nöthi- 
gen Garantien in ausreichendem Maße der Regierung zur Disposttion ge- 
stellt haben. (Bravot) 
von Blauckenburg.?) Meine Herren! Zch glaube, ich treffe Ihrrr 
Aller Sinn, wenn ich ausspreche, daß wir doch gewiß nicht dazu hier sind, 
uns gegenseitig Sand in die Augen zu streuen. Wir wollen doch mit offe- 
nen und klarcn Augen und mit vollem Bewußtsein das beschließen, von dem 
wir denken, daß es zum Heile des Vaterlandes sein soll. Ich bekenne nun, 
) St.,Ber. S. 719.
	        
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