68 Reichstag.
(Ruf links: sehr gut!) Ich möchte für die Zulassung der Beamten nur
noch Eins anführen. Die Herren Conservativen sprechen so oft sich
gegen die Bureaukratie aus; sie wollen die Selbstverwaltung zu einem
großen Theile an die Stelle staatlicher Functionen treten lassen. Wir haben
das vielfach von Ihnen gehört. Meine Herren, der Ausschluß der
Beamten von der Theilnahme am öffentlichen Leben, von der Wahl-
barkeit in die Landesvertretung, meine ich, ist am allermeisten geeignet,
gerade zu einer Abschließung der Beamten gegen die lebendigen Volks-
strebungen, zu einer völligen Isolirung und Beamtenhierarchie hin-
zuführen. So abgeschnitten, so ausgeschieden zu werden, so sein Wort nicht
mitgeben zu dürfen zu den wichtigsten Interessen, das scheint mir doch etwas
mißlich zu sein, dagegen habe ich große Bedenken, wenn Sie lberhaupt gegen
die Bureaukratie in dieser Hinsicht eintreten wollen. Ruch sehe ich nicht
recht ein — damit lassen Sie mich schließen — wie man, weun man die
Beamten des passiven Wahlrechts berauben zu müssen glaubt, nicht aus
denselben Gründen dazu gelangen müßte, sle auch des activen
Wahlrechts zu berauben. Damit drücken Sie ja auch eine politische
Meinung aus. (Sehr richtig!) Damit aber schließen Sie die Beamten als
eine besondere, von allen Staalsbürgern getrenute Kaste vollständig von der
Gemeinschaft des öffentlichen Lebens, von den höchsten blrgerlichen Interessen
ab. Ob Sie damit das Ansehen der Beamten, ob Sie das Vertrauen des
Volkes zu den Beamten, was ja so nolhwendig ist, sördern, das stelle ich
denn doch Ihrer reiflichen Erwägung anheim. Ich meine, Sie thun dem
guten alten Preußischen Beamtenthum, für das sich der Herr
Ministerpräsident so lebendig erklärte, den schlechtesten Dienst,
wenn Sie auf die Bestimmung des Entwurfe eingehen. Ich bitle Sie da-
her, meine Herren, für das Amendement Hering mit dem kleineren Ver-
besserungsantrag von rein redactioneller Natur des Abgeordneten Ausfeld und
Genossen zu stimmen. (Bravo!)
Nachdem der Schlußantrag schon wiederholt gestellt aber abgelehnt
worden war, wurde er jetzt durch eine sehr große Majorität zum Beschluß
erhoben.“)
Vor der Abstimmung wurde der Antrag Ausfeld auf Belsatz von
„in Preußen“ zum Entwurf zur Uckgenommen, ebenso der Antrag He-
ring (oben Ziffer 2), ebenso der Antrag Graf Galen (oben Ziffer 12)8).
Der Antrag Zachariae (oben Ziffer 11) wurde sodaun abgelehnt.
Der Antrag v. Brünneck (Ziffer 1) vorläufig ohne den Satz: „Beamte
im Dienste eines der Bundesstaaten sind nicht wählbaor“, wurde abgelehnt,
ebenso der Antrag v. Carlowitz (Ziffer 3), ebenso der Antrag Hering
5% St. Ber. G. 45.
%) St. Ber. S. 486.