Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band III (3)

1008 J. Eesston des deutschen Reichstages. 
staaten. Deshalb werden wir an gehöriger Stelle darauf zurückkommen! Nun, 
meine Herren, den jetzigen Antragstellern gegenüber, Herrn Sonnemann und 
Genossen, habe ich Eins zu bemerken. Eine parlamentarische Minoritit 
hat gewiß die Aufgabe, selbst wenn sie keine Aussicht hat durchzudringen, 
dennoch mit ihren Anträgen hervorzutreten, dennoch ihre Ansichten geltend 
zu machen, um sie in das Volk hineinzuwerfen und zu versuchen aus der 
Minorität in die Majorität hincinzuwachsen. Aber die Verpflichtung hat 
eine solche Minorität mehr als jede andere Partei, die nämlich: nicht an 
ungeeigneter Stelle ihre Anträge einzubringen. Und es gehört sehr wenig 
politische Erfahrung dazu, daß sich der Autragsteller, der wenn auch nicht 
in Parlamenten doch in manchen politischen Agitationen mit uns zusammen- 
gestanden hat, hätte sagen müssen, daß er hiergegen gefehlt habe. Der 
Grund davon liegt nahe. Meine Herren, für die Grundrechte hat sich 
Maucher in seinem parlamentarischen Leben engagirt, der vielleicht jetzt 
anderer Ansicht geworden ist und gern los möchte. Wer wird denn uun 
dieselben bei einer solchen Gelegenheit, wo wir mit einer blos redaktionellen 
Aufgabe beschäftigt sind, hier bringen? Heißt denn das nicht solchen Gegnern 
die Verwerfung leicht machen? Das ist unklug, das ist ganz gewiß parla- 
mentarisch taktwidrig, so muß man nicht verfahren, und eine Minorität 
wird in dem Augenblicke phrasenhaft erscheinen, wenn sie nicht den rechten 
Zeitpunkt wahrzunehmen versteht, wo sie rorgehen muß. Ein zweiter Nach- 
theil, der davon herkommt, ist: sind die Anträge einmal wenn auch nur 
aus formalen Gründen verworfen, so liegt darin ein sehr nachtheiliges 
Präjudig für ihre Wiedereinbringung auch an geeigneter Stelle. Das hätten 
die Herren auch bedenken sollen, ehe sie vorgingen! Da wir vielleicht in 
dieser Debatte nicht wieder das Wort ergreifen, so bemerke ich im Allge- 
meinen noch, daß von den übrigen Amendements dasselbe gilt, was ich ent- 
wickelt habe bei diesem ersten der Sonnemaunschen Anträge. Ich komme 
nun zu dem Angriffe eines andern Redners in der gestrigen Sitzung. Der 
Vertreter der europäischen Revolutionspartei, wie er sich selbst genannt hat, 
hat von der Furchtbarkeit derselben gesprochen, wie ich ihn verstanden habe. 
Ich will darüber, ob und wie weit dies wahr sei, kein Wort reden, und 
mache nur auf eine andere Partei im Hause aufmerksam — die klerikale 
— die sich im Gegensatz dazu für absolut harmlos ausgiebt! Ob sich dies 
mit beiden Parteien nicht gerade umgekehrt verhält, darüber will ich hier 
in keiner Weise absprechen. Aber eine kleine Bemerkung will ich doch 
machen: furchtbar sind die Herren von der Revolutionspartei bauptsächlich 
immer gewesen für die Dinge, die sie vertreten, die sie in die Hände 
nahmen. (Heiterkeit.) Das haben wir aus vielfachen Erfahrungen in der 
Geschichte dieser Tage und jetzt wieder in Frankreich erlebt. Auf diese 
Weise, wie es dort geschieht, die Jdee des Republikanismus provoziren, der 
man sehr wohl die Zukunft des Welttheils vindiziren kann, — auf die 
Weise diese Dinge aufassen und in Bestrebungen, um die es Jemanden
	        
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