Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band III (3)

Künzer. 1123 
meinen innigsten Dank und meine Anerkennung ausgesprochen, daß die ver- 
schiedenen Deutschen Bundesregierungen mit dem Deutschen Volke geeint uns 
die Hand reichten, um eine Deutsche Einheit herzustellen. Würden die Re- 
gierungen nicht durch dieses Deutsche Nationalgefühl getragen worden sein, 
wären sie nicht durch das Volk unterstützt worden, sie hätten auch im Jahre 
1866 noch nicht die Offerte gemacht, die sie uns gemacht haben. Wir accep- 
tiren diese Offerte, wir sind dazu von unsern Wählern gewählt, wir befinden 
uns deshalb hier und wollen mit aller Kraft weiter bauen, unbekümmert um 
Diejenigen, die da glauben, daß das ewige Arbeiten, Hämmern und Pochen 
sie störe. Es stört sie vielleicht in ihrem Schlafe: dann ist es ganz gut, wenn 
die schläfrigen Deutschen endlich aufgerüttelt werden und endlich zur Erkennt- 
niß des Zieles kommen, welches der Deutschen Nation von Gott und Europa 
gesetzt ist. Der Antrag, den uns die Herren Lasker und Migquel bieten, 
unterscheidet sich wesentlich von dem Antrage, den die Herren Twesten und 
Graf Münster gebracht haben'). Ich würde auch für den Twesten-Münsterl- 
schen Antrag gestimmt haben, wenn ich die Ueberzeugung hätte gewinnen 
können, daß zuerst der Ausbau der konstitutionellen Rechte nothwendig wäre 
und nicht vielmehr der Ausbau der Deutschen Einheit. Hier sehe ich ein rein 
nationales Interesse; — und deshalb werde ich mit Freuden für diesen An- 
trag stimmen. Und nicht bloß ich werde dafür stimmen, ich habe die feste 
Ueberzeugung, es werden die meisten meiner politischen Gesinnungsgenossen 
sich dafür entscheiden. Wir glauben nicht, daß wir dadurch die Kompetenz 
des Reichstages uberschreiten. Es ist wiederholt in der allerausführlichsten 
und eingehendsten Weise bewiesen worden, daß die Frage innerhalb der Kom- 
petenz liege; denn cs sind die Vertreter des Norddeutschen Volkes im Nord- 
deutschen Reichstage durchaus kompetent auszusprechen: wir Deutsche wollen, 
soweit es möglich ist, nach demselben Recht beurtheilt werden, in der- 
selben Art und Weise unser Recht finden. Gelingt es uns, wieder einen 
wenn auch nur kleinen Schritt weiter zu gehen in dieser Erweiterung unfrer 
Kompetenz, innerhalb der uns gezogenen Grenzen, so wird das Haus immer 
wohnlicher werden, und ich hoffe, ich erlebe es noch, daß wir das Haus für 
fertig erklären können, daß wir es mit der einheitlichen Spitze werden 
schmücken können, und daß ganz Deutschland sich wohl fühlen wird, endlich 
zu seiner langberechtigten Einigkeit gekommen zu sein! (Bravol) 
De Antrag auf Schluß der Diskussion wurde angenommen). 
Lasker als Antragsteller"“'): Meine Herren! Ich würde nach den 
sehr ausführlichen Debatten am Schlusse nicht das Wort nochmals ergriffen 
haben, wenn mir nicht die Gelegenheit aufgedrängt worden wäre zu einer 
*) Siehe sogleich S. 1132. 
½% St. B. S. 652 r. o. 
St. B. S. 652 r. g. o. 
Materiallen III. 51
	        
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