1138 1869. Art. 17. Verantwortliche Bundee#ministerten.
gefaßt sein müssen, Widerspruch gegen unsern Antrag zu erfahren; ich bin
auch völlig darauf vorbereitet, daß Gründe der zeitigen Lage, der augenblick-
lichen Konjunkturen nicht bloß gegen die wirkliche Einführung sondern schen
gegen die Annahme unseres vorläufigen Antrages geltend gemacht werden.
Sollten andere Möglichkeiten der Entwickelung aufgestellt werden, andere
Möglichkeiten, die Verwaltung im Bunde auf geregelte, festgeordnete Grund-
lagen zu stellen, so würden wir bereitwilligst auf deren Prüfung eingehen,
wenn wir auch bisher nicht vermocht haben andere Auswege zu entdecken,
um eine verfassungsmäßige Regierungsgewalt zu konstituiren. Aber, meine
Herren, ein dauernder, grundsätzlicher Widerspruch gegen die Sache selbst,
gegen eine geregelte Ordnung der Bundesregierung kann meines Erachtens
nur von Solchen ausgehen, die dem neuen Staatswesen und seiner Konsoli-
dation überhaupt feindlich entgegenstehen, von Solchen vor Allen, die da
wähnen, der Tag von Königgrätz wäre ein zufälliges, beklagenswerthes Er-
eigniß gewesen, welches durch andere Entscheidungen wieder aufgewogen
werden könnte. Denn, meine Herren, eine geregelte, stetige Regierungsge-
walt liegt unbedingt in dem Interesse Aller, welche auf den gelegten Fun-
damenten weiter bauen wollen, wenn sie auch über die Zeit und die Mittel
einer solchen Regierung verschiedener Ansicht sein mögen. Für uns tritt das
andere Interesse hinzu: das Interesse des konstitutionellen Rechts, welches
wir einmal von der nationalen Entwickelung nicht zu trennen wissen. Wir,
meine Herren, glauben, daß jetzt die Zeit gekommen ist, um vorwärts zu
gehen; der Stillstand fördert die partikularistischen Bestrebungen und die
Hoffnungen des Auslandes. Noch in diesen Tagen hat ein berühmter fran-
zösischer Staatsmann seine Freude darüber ausgesprochen, daß Deutschland
in dem unfertigen unbehaglichen Uebergangsstadium bleibe, und daß der
Einheitsgedanke nicht von der Stelle rücke. Er knüpfte diese Hoffnung daran,
daß die Deutschen auch jetzt das Handeln nicht verstehen würden, daß das
begonnene Werk wieder zerfallen würde. Meine Herren, ich glaube, die
innere Festigung, die Konsolidation unseres Staatswesens wird überall die
Ueberzeugung hervorrufen, daß nichts mehr zu stören, nichts mehr rückgängig
zu machen ist, und das wird die beste Sicherung des Friedens und der fried-
lichen Entwickelung in Deutschland sein. Ich hoffe, meine Herren, daß we-
nigstens die Mehrheit dieses Hauses unserem Antrage zustimmen wird. Der
weitere Erfolg hängt freilich nicht von uns ab. Die tief erschütterten, ge-
waltsam gespannten Verhältnisse in Europa sind dem parlamentarischen Ein-
fluß ohne Zweifel nicht günstig. Aber man sollte doch nirgends handeln, als
ob man gewillt sei, dauernd Alles auf die Gewalt zu stellen, man sollte sich
der Warnung erinnern, daß man sich wohl auf Bayonnette stützen aber
nicht auf Bayonnette setzen kann. Meine Herren! Als die Aufgabe einer
rerfassungsmäßigen Volksvertretung betrachte ich es, in den politischen
Dingen vor Allem das Dauernde und Nothwendige im Staatsleben fest im
Auge zu halten, auch über die Unruhe und die Störungen des Augenblicks