Münster. Unrnh. 1141
sache. Er beruht darin, daß das Haus Hohenzollern das Haus Habsburg
aus Deutschland verdrängt und damit die Verpflichtung übernommen hat
das Deutsche Reich zu begründen. Die Sonne von Königgrätz ist die unter-
gehende Sonne der Habsburger, die aufgehende Sonne der Hohenzollern in
Deutschland gewesen, und wenn jetzt auch noch einige Nebel vor der Deutschen
Sonne lagern, so wissen Sie, meine Herren, daß ein Luftstrom die Wolken
verscheuchen kann, und eine nationale Strömung können wir haben, so wie
wir es wollen, so wie es Graf Bismarck will, — und daß wir es wollen, soll
unser Antrag ihm sagen und weiter nichts! Ich bitte meine Herren, nehmen
Sie den Antrag an. (Bravo! links, rechts und im rechten Centrum.)
von Auruh (Magdeburg)’“): Meine Herren, es war nicht meine Ab-
sicht an dieser Stelle zu sprechen, ich hätte gern erst die Erklärungen des
Herrn Bundeskanzlers gehört; allein da Niemand sich zum Wort meldete, that
ich es. Ich will mit einer Erklärung beginnen. Die offiziösen Zeitungen
verdächtigen diesen Antrag und Die, die ihn gestellt haben in der Beziehung,
daß sie behaupten, der Antrag sei gegen den Bundeskanzler selbst gerichtet,
involvire ein Mißtrauensvotum — das Gegentheil von dem, was Graf Mün-
ster hier gesagt hat. Freilich richten sich die Angriffe der offiziösen Zeitun-
gen hauptsächlich gegen die national-liberale Partei. Sie sind auf diejenigen
Leser berechnet, die eben nichts anders lesen als die offiziösen Zeitungen. Alle Uebri-
gen werden wissen, daß der Antrag von dieser Partei nicht allein ausgeht, — von
der Partei welche die Hand zur Ausgleichung des Konflikts in Preußen be-
reitwillig bot, welche den Bundeskanzler beim Zustandebringen der Verfassung
des Norddeutschen Bundes unterstützt hat. Alle Andern sage ich, werden
wissen, daß der Antrag von vielen Mitglicdern aller Parteien, mit Ausschluß
einer extremen Partei, unterschrieben ist. Die Regierung hat es ja in der
Hand, diese gemietheten Federn zu dirigiren und darüber Aufklärung zu
verschaffen. Ohne Nachtheil sind sie nicht. (Ruf: laut!) Ich glaube,
meine Herren, ich spreche hinlänglich laut genug. (Zustimmung.) Ohne
Nachtheil sind diese Verdächtigungen nicht. Ich will Ihnen davon nur ein
Beispiel anführen. In Beziehung auf die Nachwahl für den Reichstag des
Norddeutschen Bundes im Teltower RKreise ist ein Wahlaufruf erschienen, aus
dem ich Ihnen nur zwei Zeilen vorlesen will. Es heißt hier: „Im Uebrigen
sucht unser Kandidat die wahren Schutzwehren für die bürgerlichen Frei-
heiten nicht in solchen revolutionären Mitteln, wie in der gegenwärtig
wiederum von der liberalen Partei in Anspruch genommenen Befugniß die
von Seiner Majestät dem König zu seinen Rathgebern gewählten Männer
durch Majoritätsbeschluß auf die Anklagebank versetzen zu können (Heiterkeit),
sondern u. s. w." Dann nur noch eine kurze Stelle: „Wählet also nicht
Jemand, der durch Unterstützung eines auf Einführung einer erhöhten
*) St. B. S. 392 r. m.