Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band III (3)

Umuh. Blanckenburg. 1147 
aber sicher unter den Händen und mit der Hilfe des Herrn Bundeskanzlers 
vor sich gehe ! 
v. Blanckenburg (Naugard-Regenwalde)"): Der Herr Vorredner giebt 
mir Veranlassung auch meinerseits eine Bemerkung über das Formelle 
(wenn ich mich so ausdrücken darf) des Antrages zu machen. Die wunder- 
same Erscheinung, daß unter diesem Antrage zunächst Herr Graf Münster 
mit Herrn Twesten Arm in Arm steht und mancher Andere mit manchem 
Anderen, deren politischer Standpunkt ein entgegengesetzter ist. hat allerdings 
meines Erachtens die Presse veranlaßt, nach dieser Richtung hin ganz übertriebene 
Gerüchte in dem Lande zu verbreiten. Auch ich bin mit dem Herrn Vor- 
redner der Meinung, daß schon die Menge Namen, welche unter dem An- 
trage stehen, ein Beweis dafür sind, daß der Antrag nicht im konstitutionellen 
Sinne so zu verstehen ist, als ob er in seiner Hauptspitze als Mißtrauens- 
votum gegen den Herrn Bundeskanzler aufzufassen wäre. Dazu stehen viel 
zu besonnene Namen darunter und ich kenne sehr viele auch von den links 
weiter gehenden Herren, welche sich dazu nicht würden herbeigelassen haben. 
(Ruf: Sehr richtig')) Aus meinem weiteren Vortrage wird hervorgehen, 
daß nach gewissen Richtungen hin allerdings der böse Schein nicht vermieden 
ist und daß es mir sonderbar vorkommt, daß man, wenn man dem Herrn 
Bundeskanzler ein Vertrauensvotum geben will, damit anfängt auf die Ein- 
schränkung seiner Thätigkeit in diesen wesentlichen Beziehungen hinzuarbeiten. 
Ich gebe mich der Hoffnung hin, daß dieses Ensemble von Namen nicht da- 
für bürgt, daß uun auch in dieser großen Majorität, die bitzher schon juasz indicirt 
ist, der Antrag angenommen werden muß. Ich habe schon öfter in meinem 
parlamentarischen Leben erlebt und noch in der allerjüngsten Zeit, daß man sich, wenn 
man einen gewissen Weg eingeschlagen und das FIrrige desselben eingesehen 
hat, sehr bald überzeugt, daß man davon wieder zurückkehren kann. Ich gebe 
mich der Hoffnung hin, daß ich Viele überzeugen werde, daß sie aus Irrthum 
auf diesem Wege gegangen sind, und ich glaube, namentlich diejenigen 
meiner politischen Frcunde, die sich der Führung des Grafen von Bethnsy- 
Huc und des Grafen Münster anrertraut haben, werden sehr bald zugeben 
müssen, daß der Antrag doch einige Seiten habe, daß es vielleicht besser 
gethan sein möchte, ihn schon jetzt zu verwerfen, ohne damit inkon- 
sequent zu erscheinen. Meine Herren, man unterstützt so manchen Antrag, 
für den man nachher nicht stimmen kam, weil eben begabte Redner die 
Schattenseiten des Antrags nachher nach allen Seiten hin so klar dargelegt 
haben, daß man nun nicht mehr dafür stimmen kann! (Heiterkeit.) Ja, 
meine Herren, ich gehe sogar so weit, daß ich das Vertrauen ausspreche, 
daß speziell aus der national-liberalen Partei noch eine ganze Anzahl Herren 
sich besinnen werden, ob sie gerade in dem Sinne der Herren von der 
5) St. B. S. 394 r.
	        
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