Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band III (3)

1154 1869. Art. 17. Verantwortliche Bundesministerien. 
Herren, an die Stärke des Deutschen Heeres und der Deutschen Flotte zu 
denken und was seit diesen zwei Jahren alles in Deutschland geschehen ist? 
Ich sollte doch meinen, Sie hätten keine Ursache den verbündeten Fürsten 
allzu viele Vorwürfe zu machen, daß sie uns in dem nationalen Streben 
nicht entgegengekommen wären! Meine Herren, werfen Sie einen Blick auf 
die Unmasse von Gesetzen, die wir gemackt haben nach der freien — wie 
Sie sich ausdrücken — nationalen Richtung. Meine Herren, wir haben ein- 
zelne Bundesländer schon vollständig auf den Kopf gestellt, — möge Gott 
geben, daß sie bald wieder auf ihren gesunden Füßen stehen! (Heiterkeit.) — 
Also, meine Herren, nach dieser Richtung bin weiß ich doch in der Welt 
nicht, wozu wir wohl setzt eine Veranlassung hätten jetzt in diesem Momente 
zu drängen. Im Gegentheil ich glaube, wir haben alle Ursache, unserem 
Norddemschen Bundeswesen — dem ganzen — nich dies Mißtrauensvotum 
zu geben! Denn das ist es, wenn der Abgcordnete Twesten herworhebt, es 
sci ein provisorisches, es könne nicht bestehen, es müsse fortgebaut werden —; 
dann hält er es selbst für ein Unhaltbares! Jede Reform ist natürlich nicht 
auszuschließen, ist anzustreben auf dem gesetzlichen Wege, aber ich glaube 
ihm nachgewiesen zu haben, daß dies der umgekehrte Weg ist, und nur in- 
sofern, meine Herren, gehöre ich allerdings zu Denjenigen, die der Abgcord- 
nete Twesten als Antragsteller meines Erachtens ganz falsch charakterisirt hat. 
Er hat gesagt: ein dauernder grundsätzlicher Gegen satz — also doch 
gegen seinen Antrag, gegen die Richtung verantwortliche Bundes-Ministcrien 
dieser unserer Formation aufzudrücken, (anders habe ich ihn nicht rer- 
standen) kann nur von Solchen ausgehen, die die Folgen von 
Königgrätz wieder weg haben wollen. Ich weiß nicht, wie er zu 
dieser Aeußerung gekemmen ist, ich sage, ich mache ihm eine grund sätz- 
liche Opposition und hoffe so klar gewesen zu sein in meinem Vortrage, 
daß er verstanden hat, warum ich das thue: weil ich den Linksgalopp nicht 
länger haben will, wenigstens nicht meinerseits etwas dazu thun will, daß 
er zu einer zu übereilten Gangart wird. Und da meöchte ich die Herren 
bitten darüber nachzudenken, ob auch Sie Ihrerseits (nach rechts) Ursache 
hätten nach dieser Richtung hin die Herren Antragsteller noch ferner durch 
ihr Votum zu unterstützen. Ich sollte doch meinen, wir hätten in Deutsch- 
land alle Ursache mit unserm jetzigen Zustande fürs erste zufrieden zu sein. 
Ich möchte doch einmal die Macht auf Erden sehen, die es wagte unser 
nationalcs Bewußtsein jetzt kränken zu wollen! In welcher Zeit Deutschlands 
ist das in diesem Maaße gewesen, meine Herren? Ich erinnere mich an 
einen erhabenen Moment meines Lebens: im Jahre 1861 auf dem Schloß- 
hofe zu Königsberg, bei der Krönung unseres Allergnädigsten Königs, in dem 
selben Momente, als unser verehrter Herr Präsident, der jetzt hier uns re- 
giert, im Namen des Preußischen Landtags in offner Halle Seiner Majestät 
dem Kénige die Huldigung des Landtags darbrachte, — in diesem selben Me- 
mente, meine Herren, ging ein Wind durch den Hof, daß die Fahnen au-
	        
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