1232 1868. Art. 32. Diäten.
keit zu Staatszwecken remunerirt, so muß Herr Wagener und müssen alle
Beamte schließlich ihren Gehältern entsagen. Hier liegt aber obenein die
Sache noch ganz anders, darin hat der Herr Redner, der zuletzt vor mir
sprach, Recht; von Belohnung einer Thätigkeit, von einem Hon orar für
Arbeiten, wie es sich mit dem Gehalt der Beamten verhält, ist hier durch-
aus nicht die Rede. Es handelt sich lediglich um Reisekosten, um Vergütung
von baaren Auslagen, welche mit Ausübung des Mandats eines Abgeordne-
ten verbunden sind. Daß aber hiermit unsere Mühewaltung honorirt werden
sollte, ist mir und Keinem, der für die Diäten gesprochen hat, jemals zu
sagen eingefallen. Dabei bleibe ich denn doch: das Land ist sehr dabei be-
theiligt, daß nicht die materielle Opferfähigkeit, wie der Abgeordnete
von Wedemeyer hervorhebt, sondern die geistige Leistungsfähigkeit ins
Auge gefaßt werde, wenn es sich um die Wahl eines Abgeordneten handelt.
(Braro, bravo! links.) Dem ebengenannten letzten Redner bin ich überdem
außerordentlich dankbar für seine Ausführung. Denn wenn ich irgend zu
der Hoffnung gelange, daß wir vielleicht mit unserm Antrag durchdringen,
so glaube ich, haben wir es vorzüglich den letzten Ausführungen zu danken.
(Große Heiterkeit.) Er hat die inneren Motive, die ihn leiten, in einer Art
enthüllt, wie wir es bis jetzt noch nicht gehört haben. Das ist keine Ent-
schädigung, diese „lumpigen“ drei Thaler, wie er sich auedrückte, das ist
wahr. Ein Maun, der bedeutenden Geschäften rorzustehen hat, wie er und
anderc Berufsgenossen, bringt ein ungehemes Opfer, mag er die Diäten be-
kommen oder nicht, er bringt sie gar nicht in Anschlag. Das aber ist der
Punkt, daß er meint: mit Diäten dauern die Verhandlungen länger, da
geht die Sache nicht so flott und glatt weg; (Heiterkeit) man kommt dann
eher nach Hause. Er sprach aber nicht blos davon, daß die Verhandlungen
länger danern, sondern auch von „Schwätzerei“. In dieser Hinsicht bin
ich nicht in der Lage ihn widerlegen zu können. (CHeiterkeit.) Indessen
meine ich denn doch, daß mit dem bloßen Redehalten die Wirksamkeit des
Abgeordneten nicht erschöpft sei. Es giebt doch recht ernsthafte Vorarbciten
für die Verhandlungen, die nicht selten vor den Reden den Rang haben.
Wenn er einen solchen Ausdruck gebraucht hat, so muß dieses jeder aus
seinem subjektiven Bewußtsein heraus mit sich abmachen, darüber kann Nie-
mand dem Anderen etwas vorwerfen. Ich glaube aber nicht, daß das Land
ein Interesse daran hat, daß die Volksvertretung hauptsächlich darauf fieht,
schneil mit ihren Aufgaben fertig zu werden. Jeder wird wünschen, daß
wir nicht zu lange hier sitzen; wen genirte dies nicht bei seinen eigenen Ar-
beiten, wen brächte es nicht zurück in dem, was er sonst zu thun hat? JIch
denke, ich kann mich auch zu Denen rechnen, welche ein recht tüchtiges Stück
eigener Arbeit haben und zrückstellen müssen. Ich weiß daher die Zeit,
welche an umnützen Verbandlungen erspart werden kann, sehr zu schätzen.
Aber es zum Prinzip zu erheben: durch die Diätenlosigkeit mit den parlamen-
tarischen Verhandlungen und Berathungen möglichst schnell fertig zu werden —